Lutz Meyer steht auf Stolz-Kampagnen
Von oben herab, die Hände lässig in den Hosentaschen und den Berliner Fernsehturm im Rücken, lugt Lutz Meyer durch die Fenster des neuen Hauptstadtbüros von Google. Er steht auf der mondänen Dachterrasse, die zum neuen Blumberry-Domizil gehört, in Berlin, Unter den Linden 10. Die Adresse bewohnten einst die eitlen Macher der deutschen „Vanity Fair“, lange Zeit auch die Redakteure der Architektur-Zeitschrift „AD“, wie ein ausgetretener Teppich hinter der Eingangstür noch verrät.
Die Räume – sichtbar auf Expansion ausgelegt – habe er günstig bekommen, sagt Meyer, sich in Understatement übend. In den letzten 20 Monaten hat er aus Blumberry eine erfolgreiche Marke gemacht – dabei galt sie anfangs als eher ungeliebte Schwester von Scholz & Friends unter dem Commarco-Dach. Meyer verknüpft geschickt Public Affairs, PR und Kreation, gerade hat er in München ein Büro eröffnet, von dem aus eine kleine Truppe jetzt auch Consumer-Kunden angeln soll. Meyers Geschäft in Berlin sind Unternehmen wie VW und EADS, auch Verbände, und er macht politische Kommunikation. Für die Stolz-Kampagne „Ich will Europa“ mixte er Ideen aus der EU-Wahl-Kampa, die er noch unter Scholzens’ Flagge fuhr und „Du bist Deutschland“, deren Samen er als Berlinchef von fischerAppelt setzte, den letztlich aber sein Nachfolger Lars Cords erfolgreich hat aufgehen lassen.
Hinter „Ich will Europa“ stehen Stiftungen wie Mercator und Robert Bosch, die die Kampa in Events verlängern. Drei Dutzend Testimonials halten in Filmchen und auf Plakaten ihr Gesicht hin, Promis aus Wirtschaft, Politik, Sport, Medien und Kultur, auch unbekannte Charakterköpfe wie der Berliner Taxifahrer Presley Antoine (Foto, Mitte), der dazu unlängst Interviews für CNN gab.
Er wünsche sich, die Kampa auf andere Länder in Europa zu übertragen, die Franzosen hätten bereits Interesse gezeigt, sagt Meyer. Das Team für „Ich will Europa“, rund 20 Leute, stünde wohl wieder parat, inklusive Bernd Bauer, der schon für „Du bist Deutschland“, die Medien für das Thema anfixte und ihnen Media-Volumen aus den Rippen leierte. Dem Vernehmen nach schleicht er derzeit – obwohl die Kampagne über die Bühne ist – noch auffallend häufig über die langen Flure in Berlin, UdL 10.