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Welches Bild sich Bewerber vom Unternehmen hinter einer Stellenanzeige machen, haben Schweizer Forscher ermittelt
30.05.2012   News
Wann Stellenanzeigen unsympathisch wirken
 
Die Sprache in Jobannoncen wirkt direkt auf das Bild, das sich Stellensuchende vom inserierenden Unternehmen machen. Dies hat die Forschungsstelle für Sprache der Schweizerischen Text Akademie in einer Studie ermittelt.
Die Studie haben anhand von fünf Sprachmerkmalen untersucht, wann ein Inserats-Text sympathisch oder unsympathisch wirkt.
Fremdwörter wirken geschwätzig
So haben Stellensuchende für fremdwortlastige Stelleninserate wenig übrig und verstehen diese nur mit zusätzlichem Aufwand. Von Fremdwörtern durchsetzte Inserate kosten das inserierende Unternehmen deshalb Sympathie und lassen es als geschwätzig und konservativ erscheinen. Wie die Studie umgekehrt belegt, haben Stellensuchende für die - ansonsten als leserfeindlich verpönten - abstrakten Substantive (etwa Wörter auf "-ung" wie "Herausforderung, Zielerreichung") mehr Verständnis. Abstrakte Begriffe gelten für Stelleninserate offenkundig als genretypisch, werden also hingenommen, schreiben die Forscher.
Weg mit dem Wortballast
Ausgesprochen ablehnend reagieren Stellensuchende auf Wortballast, also auf das in Stelleninseraten häufige Modalverb "können" oder Allerweltswörter wie "Bereich" oder "Faktor". Sie bewerten ein an Wortballast reiches Inserat als emotionsarm und sprechen dem Arbeitgeber die Attribute "konservativ" und "angeberisch" zu.
Pleonasmen sind beliebt
Adjektive sind in Stelleninseraten gerne pleonastisch verwendet ("fachkundiger Experte") oder enthalten Selbstverständliches ("unsere anspruchsvollen Kunden"). Obwohl Stilexperten den wuchernden Gebrauch von Adjektiven gerne kritisieren, bewerten Stellensuchende pleonastische Inseratetexte durchaus besser als erwartet. Konkret: An Adjektiven reiche Stelleninserate schneiden hinsichtlich der für den Employer Brand relevanten Werte besser ab als ihre Entsprechungen ohne Adjektive. Dieses Ergebnis überrascht, und eine Erklärung lässt sich nur vermuten: Offenkundig gelten an Stelleninserate dieselben Anforderungen wie an Werbetexte, sprich: Eigenschaftswörter sind als "Schlüssel- oder Reizwörter" willkommen.
Satzlänge
Anders als bei Adjektiven verhält es sich bei der Satzlänge. Sätze müssen in den Augen der Stellensuchenden übersichtlich sein. Inseratetexte mit überlangen Sätzen erfüllen diese Anforderung nicht. Sie werden durchweg negativer bewertet als Inserate mit Standardsätzen mittlerer Länge, wie sie in Agenturmeldungen und Fernsehnachrichten die Regel sind. Allerdings schneiden Inserate mit Standardsätzen nur neutral, aber nicht positiv ab.
Regeln der Verständlichkeit
Insgesamt belegen die Resultate für die Forscher einen direkten Zusammenhang zwischen der sprachlichen Gestaltung des Inserats und der Employer Brand. Stelleninserate müssen daher grundsätzlich die Gebote der sprachlichen Verständlichkeit beachten. Schwer verständliche Inserate werden negativer bewertet als ihre verständlichen Entsprechungen und schaden dem Image des inserierenden Unternehmens.

Link zur Studie "Wirksamkeit von Stelleninseraten: Wie wirken moderne Stelleninserate auf potentielle Stellenbewerber/innen?" 

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