Richard Gaul verliert die Lust
Deutscher Rat für PR
Der Wind im Deutschen Rat für PR hat sich offensichtlich gedreht: Ratschef Richard Gaul informierte intern darüber, bei der Wahl am 25. Mai nicht mehr für den Vorsitz kandidieren zu wollen.
Die anhaltende Debatte um seine Tätigkeit für den kontrovers diskutierten Medien-Analysten Media Tenor soll den Rat offenbar nicht belasten, die Debatte scheint Gaul lästig. Zunächst hatte er sich unbeeindruckt von den Anwürfen Heiko Kretschmers gezeigt, der ihn beinahe öffentlich kritisiert hatte, und im Rat Befürworter gefunden. Was deren Meinung änderte, blieb zunächst unklar.
Offen bleibt, inwiefern Geschäftsbeziehungen der Ratsmitglieder auf den Prüfstand gehören, um den Rat nicht zu korrumpieren. Im Zweifel erkaufte man totale Unabhängigkeit des Rats aber mit Praxisferne – zumal die Aussicht auf Beraterverträge dank der erhöhten Sichtbarkeit legitimer Anreiz sein kann, das Amt zu übernehmen. Als Gaul-Nachfolger gilt Günter Bentele, demnächst Professor emeritus an der Uni Leipzig.
Derweil provoziert auch Kretschmer Argwohn. Dessen Agentur arbeitet für die SPD, Interessenkonflikte mit Blick auf die Bundestagswahl 2013 seien vorprogrammiert, zumal er derzeit den Vorsitz in der Beschwerdekammer für politische Kommunikation inne hat.
Kretschmer entkräftet: „Jeder Delinquent wäre doch schlau beraten, den Verdacht zu äußern, dass ich diesen Fall aus politischen Gründen hochziehe“, gibt er zu Protokoll. Er werde den Vorsitz niederlegen und habe der Ratsführung bereits Personalvorschläge unterbreitet.