Mehr als Detektivarbeit
Online Reputation Management Gerüchte verbreiten sich im Internet mit enormer Geschwindigkeit. „Einmal im Netz, immer im Netz“, lautet das Schreckensszenario. Spezialisten kümmern sich daher um ein professionelles und positives Online-Erscheinungsbild ihrer Kunden. Von Andrea Munz
Die Einschätzung zu einer Firma oder Person bilden Geschäftspartner, potenzielle Arbeitgeber und das private Umfeld häufig nach dem „Googeln“. Weil damit fast jede Person einen öffentlichen Ruf über die Stadtgrenze hinaus besitzt, wird Online Reputation Management neben der Anwendung in großen Konzernen verstärkt auch von Einzelpersonen oder kleineren Firmen genutzt.
Die Zahl der Anbieter für Online-Reputation hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. Zu den Spezialisten gehören Reputation.com, Revolvermänner, Reputeer, Secure.me (ehemals Ruflotse), Xava Media, Indeca und Reputationcontrol. Auch erste Versicherungen steigen hier ein.
Detektivarbeit als Suche nach (negativen) verbreiteten Inhalten macht nur einen Teil des Online Reputation Managements aus. „Geht es um Reichweite, Bekanntheit oder Abgrenzung von Namensvettern bauen wir eigene Kanäle – wie eigene Webseiten, Blogs oder Social Media Profile – für die Person auf oder leisten klassische Online-PR“, erklärt Melanie Vogelbacher, Geschäftsführerin der 2011 gegründeten Online-Reputations-Agentur Reputeer. „Wir produzieren neue Inhalte, um unliebsame Beiträge zu verdrängen und setzen selbstverständlich auch Suchmaschinenoptimierung ein. Des Weiteren erstellen wir aussagekräftige Profile in Sozialen Netzwerken oder kümmern uns um das Management von Bewertungen im Netz.“
Um Reputationsschäden im Internet frühzeitig entgegenzuwirken, hat Weber Shandwick den Social-Media-Krisensimulator FireBell entwickelt. „In Absprache mit dem Kunden inszeniert Weber Shandwick eine potentielle gefährliche Krise für das Unternehmen, die aus dem Social-Media-Raum heraus kommunikativ verstärkt wird“, erklärt Jan Ribbeck, Director Corporate Communications von Weber Shandwick. Die FireBell-Software imitiere als Echtzeit-Erfahrung einen „virtuellen Angriff“ auf Facebook, Twitter, YouTube und anderen einflussreichen Social Media Kanälen. In einer sicheren Offline-Umgebung vermittelt die FireBell Simulation Erfahrungen eines Social Media Krisentrainings, mit dem nicht nur Inhalte sondern auch unternehmensspezifische Abläufe im Krisenfall trainiert werden können.
Wer ein erstes Gefühl für die Reputation im Web bekommen möchte, kann kostenfreie Tools nutzen. Oft konzentrieren sich diese auf das Monitoring einer Plattform wie Facebook, Twitter oder Foren.
Zu den Herausforderungen des Online Reputation Managements gehören oft alte Inhalte: „Die Vergangenheit hat etwa den Inhaber und Geschäftsführer eines gesunden mittelständischen Betriebes eingeholt, dessen erstes, im Studium gegründetes Zwei-Mann-Unternehmen Ende der 1990er-Jahre Insolvenz anmelden musste“, erzählt Melanie Vogelbacher. „Obwohl sein jetziges Business mit dem damaligen Geschäft nichts gemein hat, listen Suchmaschinen die Meldung der Geschäftsaufgabe unter den ersten Treffern. Im Gedächtnis von potenziellen Kunden und Geschäftspartnern bleibt ,Insolvenz’ und es kommen Zweifel an der Seriosität des heutigen Betriebes auf.“