„Repariert“ Gauck das Bundespräsidentenamt?
„Schweren Schaden“ habe Christian Wulff dem Amt des Bundespräsidenten zugefügt, kanzelte Helmut Schmidt den Ex-Amtsinhaber nach dessen Rücktritt im Februar ab – im Interview mit „Bild“. Zwei Autoren dieses Boulevardblattes wiederum wurden für ihre Recherchen zur Wulff-Affäre für den Henri-Nannen-Preis nominiert. Siegte das Boulevardblatt im zwei Monate dauernden Glaubwürdigkeitskrieg gegen den höchsten Repräsentanten des Staates? Und wie kamen die anderen Medien weg, gegen die Politikberater Michael Spreng ätzte: „Das Gefühl verstärkt sich von Tag zu Tag, dass auch die sogenannte seriöse Presse in der Wulff-Affäre die Besinnung verloren hat“.
Der aktuelle GPRA-Vertrauensindex zeigt, wie es derzeit um die Glaubwürdigkeit des Amtes bestellt ist. Die Meinungsforscher von TNS Emnid haben Anfang März ermittelt, wie sehr die Deutschen dem Amt des Bundespräsidenten, der Presse allgemein und der „Bild“ vertrauen.
Dieses Vertrauen verteilt sich regional sowie nach Altersgruppen und Bildungsabschlüssen sehr unterschiedlich: Dem Amt des Bundespräsidenten glauben insgesamt 44 Prozent, im Westen jedoch mit 45 Prozent mehr als im Osten (39%) und Bürger mit höheren Bildungsabschlüssen (52%) am meisten. Der „Bild“ vertrauen 29 Prozent der Deutschen, die Menschen im Osten (38%) aber mehr als im Westen (27%) und am ehesten „Volksschüler ohne Lehre“ (45%), aber nur knapp jeder fünfte Abiturient oder Akademiker (19%) – unter denen das Amt des Bundespräsidenten noch relativ hohe Vertrauenswerte genießt.
Der Presse allgemein vertrauen im Schnitt 37 Prozent der Befragten (zehn Prozentpunkte mehr als „Bild“), darunter ebenfalls besonders viele „Volksschüler ohne Lehre“ (62%) und Ossis (42%) etwas mehr als Wessis (36%).
Nach 100 Amtstagen von Joachim Gauck wird sich an dieser Stelle zeigen, inwiefern er dem Amt Glaubwürdigkeit zurückgeben kann.