„Unmenschliche“ interne Change-Kommunikation
Augsburg, 23. Januar: Im größten Werk des insolventen Druckmaschinen-Herstellers Manroland müssen sich die Beschäftigten versammeln und erhalten einen Umschlag, in dem steht, ob sie zum 1. Februar entlassen werden oder nicht. Dieses Verfahren war „unmenschlich“, giftete Betriebsratschef Jürgen Bänsch. Die Arbeitnehmer hätten sich anstellen müssen wie „Lämmer, die man zur Schlachtbank führt“, um die Information über ihre Zukunft zu bekommen.
Der langjährige Manroland-Chefkommunikator Thomas Hauser und seine Kollegin Eva Doppler zählten zu den rund 900 Beschäftigten, die sich an diesem Tag verabschieden mussten. Der Ex-Kommunikationschef ist in die Transfergesellschaft gewechselt und freut sich auf neue Herausforderungen. Die Demission kam für Hauser angesichts der Sparzwänge nicht unerwartet. Wie die Nachricht den meisten Angestellten überbracht wurde, bedauert auch er. Nach der Insolvenz Ende November hatte Hauser rasch versucht für Transparenz zu sorgen. Dazu zählte eine Betriebsversammlung noch am Tag des Gangs zum Amtsgericht. Anschließend empfing Hauser Kamerateams und telefonierte mit rund 70 Journalisten. „Meine Devise für die Kommunikation war immer: intern vor extern“, sagt er. Für die Fragen der Betroffenen richtete er mit seinem Team eine Email-Hotline ein, die wichtigsten Stakeholder informierte er proaktiv. Dazu gab es Leitfäden: Was bedeutet die Insolvenz für Angestellte in Altersteilzeit oder Auszubildende und wie läuft das mit dem Insolvenzgeld? Wenige Tage später übernahm Insolvenzverwalter Walter Schneider mit seinem Kommunikationsberater Alexander Görbing die Regie, sprach selbst mit den Medien.
Später folgte die Zerschlagung des Traditionsbetriebs. Die Lübecker Possehl-Gruppe betreibt nun die Augsburger Rollenoffset-Sparte als „Manroland Web Systems“. Für die wohl künftig eher vertriebsorientierte Kommunikation sind in Augsburg der ehemalige Leiter des Produktmarketings Robert Wiedemann und Ricarda Schillinger –aus Hausers Team –zuständig. Sie koordinieren ihre Arbeit mit Lutz Nehls, dem Leiter der Possehl-Unternehmenskommunikation.
Neuer Eigentümer der Offenbacher Bogendruck-Sparte ist seit Anfang Februar die britische Langley-Holding. Für die neue „Manroland Sheetfed“ spricht Marcus Pabsch aus dem Marketing & Communications-Team. (hds)