„Liebes Deutschland ... Jetzt sollt Du schon 60 sein? ... Damals hast Du mit großen Augen vor mir gestanden ...“ heißt es in einer Anzeige zum 60. Geburtstag der Bundesrepublik; sie endet mit „Herzlichen Glückwunsch, Deutschland. Dein Karstadt.“
Die Werbung in der „FR“ vom vergangenen Freitag passt in das Bild, das der um Staatsbürgschaften flehende Arcandor-Konzern von seiner Tochter zeichnen will: Die Warenhäuser sind ein Stück Deutschland.
Manche allerdings können mit diesem Bild wenig anfangen. Zu denen gehört offenbar Metro-Chef Eckhard Cordes. Der kann sich für die – keineswegs neue – Idee einer Fusion von Karstadt und mit der zu Metro gehörenden Warenhauskette Kaufhof zu einer Deutschen Warenhaus AG begeistern. Und legt der Rettung Arcandors vor der Insolvenz Steine in den Weg. Das Unternehmen, zu dem Quelle und Thomas Cook gehören, sei nicht „systemrelevant“, staatliche Hilfen wirkten wettbewerbsverzerrend. Aber: Kaufen will Cordes den Konkurrenten momentan auch nicht. Schließlich gehört sein Warenhausbetreiber Kaufhof GmbH gar nicht mehr zum Metro-Kerngeschäft.
Der schwere Hieb aus Düsseldorf hat die Essener wohl etwas unerwartet getroffen. Der unmissverständlichen Ablehnung des Vorschlags durch Arcandor folgte – womöglich auch auf politischen Druck hin – die Zustimmung zu – erfolglosen – Gesprächen.
Arcandor benötigt bis zum 12. Juni eine staatliche Bürgschaft in Höhe von 650 Millionen Euro. Ein Kredit wird sonst nicht verlängert. Hat Karstadt die Hilfe verdient, erfüllt Arcandor die Voraussetzungen? Die Demonstration von Mitarbeitern und Management am Mittwoch vor dem Wirtschaftsministerium in Berlin hat bei den Fusionsbefürwortern vielleicht Erinnerungen an Einkäufe bei Karstadt wach werden lassen. (fo)