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News / Voice from Argentina: Der Hashtag des Wunders – Mit einem witz zum Präsidentschaftskandidaten
Ana Laura Espósito ist General-Direktorin von Espósito Marketing in Buenos Aires, Partner-agentur im GlobalCom PR Network
29.09.2011   News
Voice from Argentina: Der Hashtag des Wunders – Mit einem witz zum Präsidentschaftskandidaten
 
In Argentinien werden 2011 wirtschaftspolitische Weichen gestellt, es ist ein sogenanntes Superwahljahr: Bürgermeister, Kongressabgeordnete und Senatoren stellen sich den Volksentscheiden. Und am bedeutendsten: Am 23. Oktober wird das Staatsoberhaupt gewählt, der „Presidente de la Nación Argentina“.
Zuvor gab es noch eine Neuerung im Wahlrecht: Ab sofort müssen alle politischen Parteien ihre Präsidentschaftskandidaten bei einer Vorwahl präsentieren. Das ist nicht ohne Risiko: Wer weniger als 400.000 Stimmen erhält, wird wahrscheinlich im Oktober nicht zur Wahl zugelassen.
Diese Ausgangslage war nicht gerade ermutigend für die linksgerichtete „Partido de Frente Izquierda“. Sie startete den Vorwahlkampf mit einem TV-Spot, in dem Kandidat Jorge Altamira unverblümt und mit direktem Blick in die Kamera forderte: „Gebt uns 400.000 Stimmen!“ Mehr denn eine politische Kampagne, schien es eine Solidaritätsaktion zu sein.

„Trial and Error“ scheint das Konzept vieler Kommunikationsstrategien zu sein.

Nachdem der Spot einige Tage ausgestrahlt wurde, kam während eines Radio-Interviews mit dem einflussreichen Journalisten Jorge Rial (858.453 Followers) die Idee auf, einen Twitter Hashtag anzulegen: #unmilagroparaaltamira („Ein Wunder für Altamira“). Was als Witz begann, entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit zu einem Trending Topic.
Der virale Effekt, die schnelle Verbreitung von Informationen in sozialen Netzwerken, und die Rezeption von Themen durch die traditionellen Medien zwingen uns, jede Kommunika- tionskampagne strategisch und bis ins Detail genau zu durchdenken. Dass der Erfolg eines Wahl-Spots durch die Möglichkeiten von Twitter, Facebook und ähnlichen sozialen Medien vergrößert werden kann, beweist dieses Beispiel augenfällig. Was zu klären bleibt, ist, wie diese neuen Kommunikationsformen, deren Wirkungen nicht vorhersagbar scheinen, kontrolliert einzusetzen und in die strategische Planung einzubeziehen sind.
Das Universum der sozialen Netzwerke, die nicht isoliert von den anderen Medien gesehen werden können, befindet sich immer noch in einer Testphase, zumindest was den öffentlichen Bereich angeht. Viele Fragen stellen sich zu den neuen Technologien, ihrer Anwendung und den zu beachtenden Verfahrensweisen. „Trial and Error“ scheint das Konzept vieler Kommunikationsstrategien zu sein. Gewiss- heiten gibt es nur wenige, und die Folgen von Maßnahmen sind bislang kaum vorherzusagen.
Die harten Fakten sprechen jedenfalls für sich und mahnen zur Vorsicht: In nur 15 Tagen erreichte die „Partido Frente de Izquierda“ in Argentinien mehr als 500.000 Stimmen und ist damit berechtigt, bei der Wahl im Oktober anzutreten. Nun stellt sich die Frage: Welches ist der Hashtag, der Präsidenten macht?

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