Er ist allgegenwärtig: Tom Cruise in Wehrmachtsuniform. „Operation Walküre“ mit Cruise in der Rolle des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg ist gestern in deutschen Kinos angelaufen. Selten wurde ein Film lange vor dem Start, ja vor seinem Entstehen so diskutiert wie dieser. Was nicht zuletzt daran lag, dass Cruise das wichtigste Gesicht der „Scientology Church“ ist.
Die Besetzung der Hauptrolle im Frühjahr 2007, Streit um die Drehgenehmigung im Berliner Bendlerblock, die Dreharbeiten im Sommer 2007, ein Unfall, eine Filmpanne, Wiederholung der Dreharbeiten im Bendlerblock im Oktober 2007, schließlich
Premiere in New York am 15. Dezember 2008 und nun der Filmstart in Deutschland. Der Film kostete rund 80 Millionen Dollar, wurde vom Deutschen Film-Fonds mit 4,8 Millionen Euro gefördert. Die Kritik ist geteilt: „Süddeutsche“ und „FAZ“ nennen ihn „gelungen“ und bescheinigen dem Heldenepos zumindest Spannung. „profil“ aus Österreich kritisiert genau dies: Cruise-Stauffenberg sei ein ungebrochener Held, sein Antisemitismus und seine anfängliche Unterstützung Hitlers würden ausgeblendet. Hollywood habe einen „Widerstand-Popstar“ kreiert.
Das dürfte Cruise, dem Mahner für Toleranz, Recht sein, versucht sich doch auch Scientology über diese Thematik zu profilieren – seit Jahren versucht die in Deutschland nicht als Kirche anerkannte Organisation über die Kampagne „Jugend für Menschenrechte“ neue Mitglieder zu rekrutieren. Wer über Cruise spricht, spricht über Scientology. Das weiß auch Guido Knopp, der noch flugs seinen Anti-Cruise („Stauffenberg – Die wahre Geschichte“) gedreht und im ZDF laufen ließ. Solche Publicity beiderseits des Atlantiks wird Georg Elser nicht zuteil. Der Tischler wollte Hitler schon im November 1939 töten. Doch als KPD-Sympathisant taugt er nicht als Hollywood-Held. Toleranz hin oder her. (fb)