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27.06.2011   News
Viel Preis, wenig Ehr
 
Ungewöhnlich viele Journalistenpreise schlagen derzeit Wellen. Die jüngste Henri-Nannen-Preis-Verleihung – und ihre „Märklin-Affäre“ – sei eine „besonders perfide Form“ des Phänomens „Diskriminierung durch Preise“ gewesen, behauptet „V.I.S.D.P.“-Herausgeber Hajo Schumacher, selbst Jurymitglied der „Lead Awards“. Seine These: Wer einen Preis gewinnt, dürfe sich zwar über eine „vorübergehende Konto-Entspannung“ freuen, werde aber bald merken, dass sein Ruf in der Branche leidet. Schließlich gälten Preisträger als „arrogant, widerspenstig“ und „viel zu teuer“.
Dass es auch „Diskriminierung durch Preisträger“ gibt, hat Maurice Thiriet gezeigt. Er wurde dafür kritisiert, dass er in seinem mit dem Zürcher Journalistenpreis gekrönten Beitrag über eine falsche Astronautin einen Blogger unerwähnt ließ, obwohl der ihm substanzielle Starthilfe bei der Recherche gegeben hatte. Von Reue aber keine Spur: Er warf daraufhin dem Blogger vor, bei der Recherche eingeknickt zu sein, weil er seine Blogbeiträge gelöscht hatte, nachdem die „Astronautin“ mit rechtlichen Schritten gedroht hatte: „Der Blogger ist mittleren Alters und alleinstehend. Nicht zufällig: Gute Geschichten sind wie gute Frauen. Man trifft zufällig auf sie, und wer nicht hartnäckig dranbleibt, kriegt sie nicht“, schrieb er in der Medienpreis-Broschüre.
Die Spielart „Preise für Diskriminierung“ steuert derweil der Herbert-Quandt-Medienpreis bei. Mit ihm wurde die für ihre „Pleite-Griechen-Kampagne“ („Verkauft doch eure Inseln, ihr Pleite-Griechen ... und die Akropolis gleich mit!“) bekannte „Bild“ für ihre Artikelserie „Geheimakte Griechenland“ ausgezeichnet. Das ist bemerkenswert. Hatte sich doch zuvor Bundestagspräsident Norbert Lammert bei seinem griechischen Amtskollegen offiziell für „hämische Kommentare in deutschen Medien“ entschuldigt.(hds)

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