Warum Klaus Peter Nebel nicht in den Ruhestand geht, obwohl er sich aus der aktiven Unternehmenskommunikation verabschiedet hat. Von Frank Behrens
„Ich muss mich noch daran gewöhnen, dass ich frei bin in dem, was ich sage.“ Professor Klaus Peter Nebel, 63 Jahre, hat seine letzte Berufsstation – knapp zwei Jahre Kommunikationschef von Tchibo und maxingvest – abgeschlossen und geht in den Ruhestand. Das heißt, er könnte in den Ruhestand gehen, und wenn man ihn in seinem Häuschen mit gut gefüllten Bücherwänden in Hamburg-Blankenese besucht, fragt man sich: Warum tut er es nicht? Reichen 38 Jahre maxingvest/ Tchibo, Beiersdorf, co op und „Handelsblatt“ nicht aus?
Doch das ist zu kurz gedacht, denn der Beruf, das ist nur der halbe Nebel. Für den anderen muss man den Blick nach Osten wenden. In Berlin-Schöneberg hat der gebürtige Potsdamer eine Wohnung, die er künftig regelmäßiger nutzen wird. Denn seit seinem Abtritt bei maxingvest/Tchibo Anfang November ist er auch Vizepräsident der University of Management and Communication (UMC) in Potsdam und Berlin. „Ich kann schlecht Nein sagen“, kommentiert Nebel diesen Schritt, der dazu führt, dass er häufiger mal eine Woche in Berlin verbringen wird: „Täglich werden sie mich dort nicht brauchen“, mutmaßt er.
Das wäre auch schlecht, denn schließlich lehrt er nicht nur seit 2007 an der UMC Marketing- und Unternehmenskommunikation, sondern seit 2001 auch am National Institute of Business (NIB) der Moskauer Universität. Naheliegend, dass Nebel so etwas wie der Kooperationsbeauftragte des UMC-Präsidenten Eberhard Knödler-Bunte ist, und wenig überraschend, dass die UMC und NIB bereits im August einen Kooperationsvertrag unterschrieben haben. Dem ehemaligen PR-Mann schweben „Gastsemester für junge Deutsche“ vor, die Russisch können. „Da gibt es mehr als man denkt. Ich gehe stark von Synergieeffekten aus, von denen wir uns eine ordentliche Dynamik erhoffen.“ Vernetzung, Synergien, Dynamik – das ist das Kräftedreieck, auf dem für ihn alles basiert.
Noch älter als seine Lehrtätigkeit in Moskau ist sein Engagement für die Lettische Kulturakademie in Riga, wo er seit dem Jahr 2000 Seminare und Vorlesungen anbietet. Auch hier hofft er Verbindungen zu knüpfen: zum Beispiel nach Krakau.
Angefangen hat das alles vor 15 Jahren mit Seminaren zu Öffentlichkeitsarbeit an der Hamburger Akademie für Publizistik. Zusammen mit seiner Begeisterung für die russische Literatur, die er seit seiner Gymnasialzeit pflegt, und seiner Abneigung gegen das Wort „Nein“ lässt sich so erklären, warum er mittlerweile an drei ost- und mitteleuropäischen Hochschulen lehrt.
Den Kern seiner Seminare beschreibt er kurz und knapp so: „Der Mensch hat in seiner Erbanlage ein tiefes Verlangen nach Sicherheit. Das macht sich auch bei Marken bemerkbar.“ Gefragt nach seinen interessantesten Berufsjahren, muss Nebel überlegen. „Sehr spannend waren die Jahre 2002 bis 2005, als es darum ging, Beiersdorf vor einer feindlichen Übernahme zu bewahren.“ Warum er mehrfach zu Deutschlands bestem Pressesprecher gekürt wurde? „Das ist nicht die harte Währung“, wiegelt er ab und fügt bescheiden hinzu: „Ich habe nie jemanden hinters Licht geführt und Expertise in Feldern wie Kosmetik und Kaffee.“