Wir sind die Eisenbahner
Kaum zu glauben, aber es gibt auch eine Deutsche Bahn abseits von Stuttgart 21, „Schwarzbuch“, Verspätungen und ärgerlichen Kuriositäten. Im Jubiläumsjahr 2010 zeigte sich das Unternehmen nicht nur seinen Kunden, sondern auch seinen Mitarbeitern gegenüber von einer ganz anderen Seite.
Im April 2009, als Rüdiger Grube noch gar nicht Bahnchef Grube war, steckte er sich schon hohe Ziele. Eines davon war, die 290.000 Bahn-Mitarbeiter zu beruhigen und zu motivieren. Die waren in jenen Tagen nicht zuletzt deshalb irritiert, weil sie von ihrem Arbeitgeber heimlich ausgespäht worden waren. Grube damals: „Unser Ziel muss es sein, dass die Bahn eine sympathische Bahn ist.“
Eine weitere Gelegenheit, bei den Mitarbeitern Sympathiepunkte für sich und das Unternehmen zu sammeln, ergab sich für Grube im vergangenen Jahr. „175 Jahre Eisenbahn in Deutschland“ stand auf dem Programm. Mit zahlreichen Veranstaltungen und Festen feierte die Bahn sich und die erste Fahrt einer Dampflokomotive auf der Strecke von Nürnberg nach Fürth im Jahr 1835. Ob der Auftakt und die „DB Zukunftstage“ in Potsdam oder die Ausstellung „Planet Eisenbahn“ in Nürnberg: Organisation und Konzeption aller Veranstaltungen kamen ohne Unterstützung durch externe Agenturen aus, lässt sich dem Abschlussbericht entnehmen. Die Gesamtkosten aller Veranstaltungen hätten im unteren einstelligen Millionenbereich gelegen, heißt es.
Die Bahn kann sich einiger Er- folge bei ihrer Kommunikation in Richtung externer Zielgruppen rühmen. Beispiel DB Museum in Nürnberg: Im Jubiläumsjahr verzeichnete es mit etwa 200.000 Besuchern die höchste Zahl seit dem Bahnjubiläum 1985. Allein in den ersten sechs Wochen dieses Jahres kamen knapp 19.000 Besucher, eine Steigerung um 77 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.
In den Genuss spezieller Kommunikationsaktionen kam allerdings die Kernzielgruppe der Mitarbeiter und Führungskräfte. Damit wurden folgende Ziele verfolgt:
Stärkung der Mitarbeiterbindung
Stärkung des Teamgedankens
Stärkung des Wir-Gefühls
Zu den Maßnahmen zählten:
Staffelmarathon: Daran nahmen 372 Teilnehmer in 94 Teams aus allen Geschäftsfeldern des Konzerns teil.
Geschäftsfeldspezifische Events: Mehr als 25.000 Mitarbeiter besuchten 110 Veranstaltungen. Die Bahn organisierte vielfältige Aktivitäten im Zuge von Sommer- und Betriebsfesten sowie Events im Rahmen des Winterausgleichstages. Es gab viele Verlosungen mit Merchandisingartikeln und Tombolapreisen der Sozialpartner.
Generationenwettbewerb: Dafür gingen 140 Einreichungen von Familien mit insgesamt 502 Familienangehörigen ein, die sich um die Auszeichnung als traditionsreichste Eisenbahnerfamilie bewarben. Die Gewinner durften am Generationentag 2011 in Potsdam teilnehmen, der am 25. Mai im ehe-maligen Kaiserbahnhof – der heutigen DB-Akademie – stattfand.
Die internen Medien der Bahn begleiteten das Jahr intensiv. In der „DB Welt“ waren Serien fester Bestandteil in allen elf Ausgaben seit Februar 2010. Berichte zu allen Jubiläumsthemen enthielt die „DB Welt extra“, die einer „DB Welt“-Ausgabe beilag, im DB-Museum auslag und Beigabe beim Festakt am 7. Dezember war. Am „DB Welt“-Kreativwettbewerb beteiligten sich Mitarbeiter und Rentner mit Arbeiten zu „Vom Adler bis zum ICE“ in den Kategorien Text, Fotografie/Video und Malerei/Zeichnung. Botschaften zu „175 Jahre Eisenbahn“ waren zudem integraler Bestandteil in Mitarbeiterbriefen, in einem Imagefilm und von Editorials des Vorstands. Auf der Plattform DB-net wurde ein eigener Bereich rund um den Geburtstag installiert. „DB update“ für Führungskräfte und der englischsprachige „DB World“-Online-Newsletter warteten ebenfalls mit speziellen Informationen auf.
Die Bahn konstatiert, die Kommunikation habe die Mitarbeiter erfolgreich einbinden können. Deren Engagement und Interesse seien groß gewesen, die Resonanz bei Arbeitnehmervertretern und Vorstand durchweg positiv.