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News / Wenig herausfordernd für „beste Kandidaten“
Thomas Lüdeke ist einer der Initiatoren des PR Career Center in Düsseldorf und Mitherausgeber des Karriereguide Public Relations. Kontakt: thomas.luedeker@pr-career-center.com, www.pr-career-center.com
22.03.2011   News
Wenig herausfordernd für „beste Kandidaten“
 
Lange Zeit war ich mir nicht sicher, ob es sich wirklich lohnt, für einen guten Ruf der PR-Branche zu kämpfen. Die Berichte über die Branche sind ohnehin fast immer negativ: Haarsträubende Methoden, um Konkurrenten an den Pranger zu stellen; verdrehte Wahrheiten von Spindoktoren. Positive Beispiele kommen hingegen kaum zur Sprache. Wie auch, denn PR ist dann gut, wenn sie keinem auffällt und doch eine Wirkung hat.
Ein weiterer Grund, der die Attraktivität der Branche auf ein Minimum reduziert: Es fehlen (geistige) Herausforderungen. Bewerber auf PR-Stellen wollen nicht Verteiler pflegen, Mappen packen und die Servicekraft bei Events ersetzen. Sie wollen beraten oder zumindest das Beraten lernen. Es ist, wie es immer war: Die besten Kandidaten können sich die besten Stellen aussuchen, nur dass es immer weniger „beste Stellen“ und „beste Kandidaten“ gibt.
Damit wären wir bei den handfesten Nachteilen eines schlechten Branchen-Rufs angelangt: Es gibt immer weniger gute PR-Experten, sagen zumindest immer mehr Recruiting-Verantwortliche. Dabei ist es ihnen größtenteils völlig egal, ob diese Public Relations oder Physik studiert haben. Ein spannender Lebenslauf mit vielseitigen Erfahrungen hat meist die besten Chancen – allerdings gibt es davon nicht allzu viele. Eine Erfahrung, die ich aus meinen eigenen Rekrutierungen bestätigen kann.
Der Bedarf auf Arbeitgeberseite hingegen steigt aktuell enorm. Geschäftsführer führender PR-Agenturen beklagen immer wieder dasselbe Problem: Nachwuchsmangel auf Junioren- und Beraterebene, von Senioren gar nicht erst zu sprechen. Auch Unternehmen besetzen derzeit vor allem Positionen auf Berater- und Seniorberaterniveau.
Wie holt man nun gute Berater ins Unternehmen? Das Gehalt ist eine Motivation. Eine weitere könnte durch die stete Entwicklung der PR hin zu ei- nem ganzheitlichen Kommunikations-Management Ansatz entstehen: Die analytischen und strategischen Anforderungen an Berater werden unweigerlich zunehmen. Die Einordnung in eine Managementfunktion und die Differenzierung der Tätigkeitsgebiete werden die Attraktivität des Berufsfelds womöglich erhöhen. So gesehen lohnt sich dann auch der Einsatz für einen besseren Branchenruf.

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