Gottes Segen wünschte ein bestens aufgelegter Karl Kardinal Lehmann den etwa 600 PR-Menschen, die sich am Freitagabend zur festlichen Verleihung des Deutschen PR-Preises und des Deutschen Image Awards von DPRG und FAZ-Institut im Wiesbadener Kurhaus eingefunden hatten. Dabei reichten schon die Präsenz und die kurze Ansprache des Würdenträgers aus, um der Veranstaltung jenen Glanz zu verleihen, nach dem die Profession verlangt. Von Sebastian Vesper
Es hat schon seit einigen Jahren Tradition beim Berufsverband Deutsche Public Relations Gesellschaft (DPRG), mit dem „Kommunikator des Jahres“ die Strahlkraft exponierter Personen des öffentlichen Lebens für einen Abend in die PR-Zunft zu importieren, auf dass sie dort die Seelen streichle. Nach Franz Beckenbauer und Ursula von der Leyen war es in diesem Herbst der Bischof von Mainz, der den Lichtstrahl anknipste für die vielen PR-Schaffenden, die sich mit dem Tagesgeschäft plagen müssen und von denen etliche für die 21 „normalen“ Kategorien des Preises nominiert worden waren.
DPRG-Präsident (und Protestant) Ulrich Nies würdigte Lehmann als einen, der klar sage, was er denke, und dies immer wohl überlegt. Ob sich das Kirchenoberhaupt, wie der eine oder andere im Saal defätistisch raunte, an der recht freizügigen Darbietung der kaum bekleideten Katerina Timofeeva und ihres Profi-Tanzpartners Sergej Diemke wirklich störte, kann hier nicht bestätigt werden. Im Gegenteil: Aus Kreisen der Organisatoren verlautete am Rande des Events, der spektakuläre Auftritt der für Deutschland startenden weißrussischen Tanzweltmeister von 2007, der das Publikum durchaus elektrisierte, sei mit dem Büro des Kardinals abgesprochen gewesen. Also alles halb so wild – und überhaupt: Die Zeiten, da die DPRG sich mit dem Vorläuferpreis „Goldene Brücke“ einmal im Jahr blamierte, sind sowieso vorbei, seitdem das FAZ-Institut alljährlich einen ordentlichen Betrag in die Hand nimmt, um die Veranstaltung professionell zu subventionieren.
Der Preis dafür ist, dass sich die FAZler eingangs der Veranstaltung im Kurhaus so viel Zeit nehmen wie sie eben brauchen, um ebenfalls einen Preis zu vergeben: den Deutschen Image Award. In diesem Jahr bekamen ihn Klaus-Peter Müller und seine Kommunikationsmanager Richard Lips von der Commerzbank AG und Heiner Herkenhoff vom Bundesverband deutscher Banken. Herkenhoff oder Lips oder beide hatten Müller („Danke für das Podium, über das auch ich mit meinen Unter-1,70, drüber blicken kann...“) eine prima Rede auf den Leib geschneidert.
Damit aber nicht genug der Sonderpreise jenseits der Normalo-Kategorien: Als „PR-Kopf des Jahres 2008“ wurde Hans Wilhelm Gäb für sein kommunikatives Lebenswerk ausgezeichnet. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Stiftung Deutsche Sporthilfe und der Deutschen Sport Marketing GmbH war in seiner Zeit als als PR-Schaffender unter anderem Gegenspieler von Volkswagen in der so genannten Lopez-Affäre gewesen, was der „Kopf“ des Vorjahres, Manfred Piwinger, in einer bemühten Laudatio würdigte. Aus dem Kreis der PZOK-Absolventen wurden Silke Mockert (PR PLUS, Kurs 33, beste Gesamtleistung) und Dominique Köhler (PR Dual, Kurs 13, beste PR-Konzeption, nämlich „Ergotherapie – ein Weg zu mehr Selbstständigkeit“) geehrt.
Insgesamt hatte die Jury unter dem Vorsitz von Peter Szyszka 350 Einreichungen zu beurteilen. Damit hatte der PR-Preis nochmals gegenüber dem Vorjahr zugelegt – mit einer Steigerung um vier Prozent.
Zurück zum Kardinal. Der vollbrachte das Kunststück, die Fragen der etwas aufgeregten Moderatorin Anja Kohl so zu retournieren, dass die Antworten kirchenpolitisch korrekt und dabei dennoch alles andere als nichtssagend ausfielen. Ob Gott ein „guter Kommunikator“ sei, wollte die TV-Journalistin („Börse im Ersten“) investigativ in Erfahrung bringen. Tief in seinem Herzen sei der liebe Gott sehr dialogisch, meinte Lehmann. Dazu gehöre es allerdings auch, manchmal zu schweigen.
Auf der DPRG-Website: Die
Dankesrede von Karl Kardinal Lehmann und die
Ansprache von DPRG-Präsdient Ulrich Nies.