„Nähe schafft Kommunikation“
Die Hamburger Agenturgruppe fischerAppelt macht zurzeit mit einem „Hub-Modell“ von sich Reden. Damit will sie in den kommenden Monaten Nordrhein-Westfalen erobern. Ein erstes Büro eröffnete Anfang Februar in Düsseldorf. Weitere Standorte in Köln und Essen sollen folgen. Was es mit dieser Strategie auf sich hat und vor welchen Herausforderungen PR-Agenturen derzeit stehen, darüber sprach PR Report mit Frank Behrendt. Seit knapp drei Monaten ist der 47-Jährige neben Andreas und Bernhard Fischer-Appelt Vorstand der fischerAppelt AG und außer für das PR-Ressort auch für den Ausbau der Gruppe in NRW verantwortlich.
PR Report: Was hat es mit dem „Hub-Modell“ auf sich? Bitte erläutern Sie die Idee dahinter.
Frank Behrendt: Mit der Hub-Struktur antworten wir auf die Bedürfnisse unserer Kunden – und diese sind nicht in einer Stadt in NRW konzentriert, sondern in der Region verstreut. Mit den Hubs sind wir näher an ihnen dran, spontane Meetings sind binnen kurzer Zeit möglich. Diese Nähe schafft Vertrauen und Kommunikation. Ein weiterer, wichtiger Punkt: Das größte Kapital von Kommunikationsagenturen sind die Menschen, die dort arbeiten. Und denen sind zunehmend Dinge wichtig wie eine ausgeglichene Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten und eine geregelte Rückkehr ins Arbeitsleben, etwa nach einer Elternzeit. All das ermöglichen unsere Hubs in Düsseldorf, Köln und Essen. Das sind regionale Beratungseinheiten mit durchschnittlich sieben Mitarbeitern. Das Besondere: Die Mitarbeiter können dort arbeiten, wo sie wohnen.
Wird aus der „Föderation der Ideen“ durch das „Hub-Modell“ nicht eher eine Föderation der Filialen?
Die Situation in Nordrhein-Westfalen, speziell im Ruhgebiet, ist einzigartig und nicht mit der in Hamburg, München oder Berlin vergleichbar. Deshalb sind wir davon überzeugt, dass das Modell in dieser Region funktionieren wird. Es geht nicht darum, möglichst viele Filialen zu eröffnen, sondern um eine möglichst effektive Zusammenarbeit.
Kürzlich haben Kerstin M. Molthan und Dieter Schulze van Loon eine Strategieberatung gegründet. Nun bündelt fischerAppelt seine Beratungskompetenz in der Agentur fischerAppelt, advisors. Ist das nach Social Media der neue Trend im PR-Geschäft?
Ich halte nicht viel von Trends, da sie mit nachhaltiger PR-Arbeit wenig zu tun haben. Für mich ist die aktuelle Entwicklung eine logische Fokussierung neuer Bereiche, die sich aus den Erfordernissen des Marktes ableiten. Als Sparringspartner für Top-Entscheider, bei der Begleitung von Transaktionen, von Fusionen und Zukäufen besteht eine andere Beratungsnotwendigkeit als im klassischen Bereich der Kampagnen und Pressearbeit.
Vor welchen Herausforderungen stehen PR-Agenturen bei ihrer strategischen Ausrichtung derzeit?
Das sind vor allem zwei: Auf der einen Seite geht es darum, die Kostenstruktur der Agenturen den bestehenden Markterfordernissen anzupassen. Auf der anderen Seite muss es den Agenturen künftig gelingen, sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren. Das bedeutet einerseits, Arbeitsprozesse zu straffen, sie schneller, flexibler und zielorientierter zu gestalten. Andererseits müssen wir unseren Mitarbeitern mehr Freiräume zugestehen, was die Gestaltung ihrer Arbeitssituation und -methodik betrifft. Denn Agenturen werden in Zukunft nicht wegen einer schlechten Auftragslage vom Markt verschwinden, sondern aufgrund fehlender Arbeitskräfte.