Aus PR-Sicht ist Olympia schon längst ein Desaster für die Protagonisten. Das wird ersichtlich wenn Willi Lemke, der Sport-Sonderbeauftragte des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon, auf dem „1. Olympischen Sportkongress“ des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) jammert: „Ich kann all diese negativen Hintergrundberichte nicht mehr ertragen.“
Dieser Kongress hat vor einer Woche in der Hauptstadtpräsenz der Deutschen Telekom stattgefunden, die neuerdings ein „Partner“ des DOSB ist. Auch Helmut Digel , Council-Mitglied des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, hat die Nase voll: „Dummköpfe“ würden „geistlosen Journalismus“ praktizieren, weil sie die Menschenrechtsfragen thematisierten.
Nun, Dummköpfe sind wohl eher diejenigen, die nicht verstanden haben, dass für viele Journalisten der Sportzirkus nur ein Türöffner zu einem Land ist, zu dem sie sonst kaum Zugang haben. Erwartungsgemäß berichten sie über die soziale und politische Situation, kritisieren Umweltverschmutzung und Doping und prangern an, wie Minderjährige in der Diktatur auf Leistungssport getrimmt werden.
Jetzt dürften die letzten Chancen auf positive Pressemeinungen dahin sein. Denn die Chinesen werden – anders als versprochen –sehr wohl das Internet in den Pressezentren zensieren. Westliche Nachrichtenseiten wurden ebenso gesperrt wie Seiten von NGOs. Der Chefs der IOC-Pressekomission, Kevan Gosper, wirkt fast devot: „Meine Verantwortung ist es, sicherzustellen, dass offen über die Wettbewerbe berichtet wird. Das erstreckt sich nicht notwendigerweise auf den freien Zugang und die Berichterstattung über alles, was mit China zu tun hat.“ Man sollte jetzt aber nicht behaupten, dass das IOC in punkto Zensur vor den chinesischen Machthabern eingeknickt sei. Vielleicht hat man sich auch angesichts gemeinsamer Interessen wohlwollend verbeugt. (pb)