Die Versachlicher
Es gab schon leichtere Jobs für Agenturen als die Aufgabe, das bei vielen Baden-Württembergern lang verhasste „Stuttgart 21“ populärer zu machen. Die Crew aus Stuttgart arbeitet weiter daran.
Turbulent ging es los, nachdem sich Die Crew im April 2010 in einer europaweiten Ausschreibung um die Kommunikations- und Marketingstrategie für „Stuttgart 21“ durchgesetzt hatte: Unbekannte zerstörten Glasschilder vor dem Agentureingang und klebten „StopptStuttgart21“-Aufkleber darüber, und die Agentur erhielt Mails mit dem Wunsch, sie möge alle Kunden verlieren.
Dabei hatte Die Crew den Auftrag vor allem dank ihrer Ideen für eine Versachlichung der Diskussion erhalten. Das Herz als Bildmarke des Projekts behielt sie bei, den für Agenturchef Gerhard Mutter „zu vollmundigen“ Slogan vom „Neuen Herz Europas“ ersetzte sie durch „Die guten Argumente überwiegen“. Es folgte eine Printkampagne sowie die Online- Dialog-Plattform „Direkt zu Stuttgart 21“.
Doch mit den herbstlichen Wasserwerfer-Bildern aus dem Schlosspark kam Die Crew an die Grenzen der professionellen Kommunikationsarbeit. Die Bilder waren „einfach zu stark und zu emotional“, räumt Agenturchef Mutter ein. Solchen Bildern könne man „kommunikativ nicht viel entgegensetzen“.
Mehr Ruhe ist erst Ende November mit Heiner Geißlers Schlichtung eingekehrt. Die Zukunft von Stuttgart 21 hängt aber vor allem von der Wahl im Ländle Ende März ab. Die in Umfragen starken Grünen lehnen den Durchgangsbahnhof ab. An der Strategie, in Zusammenarbeit mit dem S21-Kommunikationsbüro möglichst viele Informationen über das Projekt zu verbreiten, soll sich nichts ändern, bekräftigt Mutter. Darüber hinaus will er keine Prognosen abgeben. Einstweilen fährt ein Infotruck durch die Region, es werden Folder zu einzelnen Themen des Projekts verteilt, und die Zeitung Dialog21 informiert die Haushalte der Region regelmäßig über den Fortschritt auf der Baustelle.(hds)
Foto: Arnim Kilgus