Konnten sich die Imker noch vor einiger Zeit kaum öffentliche Aufmerksamkeit verschaffen, sieht das nach dem Bienensterben im Rheintal im Frühjahr dieses Jahres anders aus.
Durch mit Bayer-Insektiziden behandeltes Saatgut sind mehr als 10.000 Bienenvölker stark geschädigt oder gestorben. Bei Bayer reagierten die Verantwortlichen schnell, kooperierten mit dem baden-württembergischen Landwirtschaftsministerium und sagten unbürokratische Finanzhilfe für die Imker zu. Damit hätte der Fall für den Konzern erledigt sein können.
Ist er aber nicht, denn die Imker sind sauer. Und sie trauen keinem mehr. So wurde zwar die Zulassung für den Einsatz der mit dem Insekten-Gift Clothianidin behandelten Maissamen ausgesetzt, die Aussaat des ähnlich behandelten Rapssaatgutes aber wieder zugelassen. Dazu kommt, dass auf ersten Versuchsfeldern der Genmais Mon 810 des Chemie-Konzerns Monsanto wächst, der zwar als Futtermittel, aber nicht als Nahrungsmittel zugelassen ist. Folge: Die Imker dürfen Honig, in dem sich Spuren des Genmais befinden, nicht mehr verkaufen.
In München haben die Bienenzüchter aus Protest gegen den Anbau der manipulierten Pflanzen am Mittwoch ihre Bienenkörbe vor den Landtag gestellt, in Braunschweig demonstrieren sie heute gegen die Aussaat von gebeiztem Raps. Ihnen zur Seite stehen der BUND, Greenpeace und das Pestizid-Aktions-Netzwerk PAN, von deren PR-Erfahrung die Imker profitieren.
Das Verhältnis zwischen Chemieindustrie und Imkern liegt mittlerweile weit unter dem Gefrierpunkt. Selbst der Wissenschaft trauen die Imker nicht über den Weg, weil sie vermuten, dass sie mittlerweile so stark von der Industrie abhängig ist, dass auch aus der Richtung keine Unterstützung zu erwarten ist. (pb)