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News / Schnapsbrenner und Appeasement
22.05.2008   News
Schnapsbrenner und Appeasement
 

Die „Initiative Genusskultur“ tritt für einen „maßvollen und verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol“ unter dem Motto „Meine Freiheit. Meine Verantwortung“ ein. Die pathetischen Formulierungen stammen von der Essener Agentur CP/Compartner, die die „Initiative“ im Auftrag der beiden Spirituosenkonzerne Diageo Deutschland und Pernod Ricard Deutschland entwickelt hat (siehe auch die am 29. Mai erscheinende Juni-Ausgabe des PR Report).

Doch all das kann nicht darüber hinweg täuschen, dass es im Gebälk der Alkoholfront kracht. Und das nicht, weil Bacardi sich auf eigene CSR-Projekte konzentriert. Es kracht im Gebälk, weil die Bundesregierung für den Herbst einen „nationalen Alkoholplan“ angekündigt hat. Die Chefetagen sind alarmiert, denn im dazugehörigen Strategiepapier ist von Werbeverboten und Steuererhöhungen die Rede.
Während die Schnapskonzerne leise Töne und Selbstregulierungs-Angebote bevorzugen, um Sabine Bätzing, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, gnädig zu stimmen, geht ein Mann auf Konfrontationskurs: Volker Nickel, Sprecher des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft (ZAW). Er bezeichnet Bätzings Strategiepapier als „bewusste Desinformation“, bei der die Guttempler der SPD-Politikerin den Stift geführt hätten. Nickel droht: „Wir wollen das Gespräch mit Frau Bätzing, aber sie lehnt es aus ideologischen Gründen ab.“ In einem im März herausgegebenen ZAW-Dossier finden sich solche und ähnliche Formulierungen schwarz auf weiß.
Die Spirituosenindustrie ist darüber „not amused“. Hinter vorgehaltener Hand heißt es, die ZAW-Querschüsse gefährdeten die Gespräche mit der Politik. Nickel gibt zurück: „So lange man versucht, Frau Bätzing mit Appeasementpolitik gnädig zu stimmen, wird sie sich nie um die echten Ursachen von Alkoholsucht kümmern.“ (fb)
 

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