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16.05.2008   News
Ehrlicher, nordischer Dickschädel
 

Mit der Ehrlichkeit ist das so eine Sache. „Ehrlich währt am längsten“, weiß der Volksmund. Aber auch: „Der Ehrliche ist der Dumme.“ Jetzt hat Nokia-Personalchef Juha Äkräs mit der „Financial Times Deutschland“ über die Kommunikation der Schließung des Bochumer Handywerks im Januar gesprochen – und der Leser wird das Gefühl nicht los, der finnische Human-Resources-Manager habe sich vorher in der Welt der deutschen Sprichworte umgesehen.

Da ist zunächst die Rede davon, dass „die Gründe für die Schließung nicht klar genug dargelegt“ worden seien und Nokia mit der deutschen Unternehmenskultur nicht ausreichend vertraut sei. Eigentlich erstaunlich für ein Unternehmen, das immerhin seit 1988 in Deutschland präsent war. Trotz der Bochumer Erfahrungen, so zitiert die „FTD“ den Finnen weiter, werde Nokia aber an seiner „traditionell ehrlichen, sogar naiven“ Unternehmenskultur festhalten und schwierige Entscheidungen ohne Schönfärberei mitteilen. „Man kann sagen, dass es dumm ist, so ehrlich zu sein“, vertraute Äkräs dem Hamburger Wirtschaftsblatt an.
Stilisiert sich der finnische Konzern zum Opfer oder macht sich in solchen Aussagen ein nordischer Dickschädel bemerkbar? Offensichtlich ist, dass der Einfluss von Pleon, die Nokia Deutschland zur Bewältigung der Krise ins Boot geholt hatte, nicht bis nach Helsinki reicht.
„Die Finnen kehren jetzt die Scherben in Deutschland zusammen“, kommentiert ein PR-Insider Äkräs’ Äußerungen, aber letztlich seien sie beratungsresistent. Pleon sei erst geholt worden, als das Kind längst in den Brunnen gefallen war. Er zieht den Vergleich mit Vattenfall: „Skandinavier unterschätzen gern die Folgen, die ihr Handeln in der komplexen deutschen Medienlandschaft auslöst.“ Der heutige Freitag ist übrigens der letzte offizielle Arbeitstag im Bochumer Nokia-Werk.  (fb)

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