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News / Sozialfall Journalismus: Von der Verwahrlosung der Hauptstadtmedien
Leif Kramp/Stephan Weichert: Die Meinungsmacher, Hoffmann und Campe, Hamburg, ISBN 978-3-455-50102-5, 303 Seiten, 20,00 Euro
14.03.2011   News
Sozialfall Journalismus: Von der Verwahrlosung der Hauptstadtmedien
 
Wer sich den Berufsstand der Hauptstadtjournalisten anschaut, kommt nicht umhin, einen Abstecher ins Tierreich zu unternehmen: Da hechelt die Medien-Meute in der Berliner Machtmetropole hinter Schlagzeilen, Geschichten und vermeintlicher Prominenz hinterher. Leitwölfe und eitle Gockel geben den Ton der Berichterstattung an. Und wer nicht zu den Alphatieren gehört, steht schnell am unteren Ende der Informationskette.
Diesem Eindruck leistet Die Meinungsmacher weiter Vorschub. Nicht unbedingt durch neue, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse, sondern durch eine klischeebehaftete Darstellung bekannter Tatsachen. Dazu bedienen sich der Medienwissenschaftler Leif Kramp und der Journalistikprofessor Stephan Weichert eines in Sozialforschung und Journalismus gleichermaßen beliebten Instruments: des Interviews. Die 35 Meinungsmacher der Berliner Medien- und Polit-Elite (darunter der ehemalige „Spiegel“-Redakteur Jürgen Hogrefe, die Parlamentskorrespondentin Corinna Emundts, ARD-Urgestein Ulrich Deppendorf und der ehemalige Regierungssprecher Thomas Steg) kommen in dem Buch jedoch viel zu selten zu Wort. Die dargestellten Mängel des Hauptstadtjournalismus, insbesondere das Alphasyndrom, an dem die Berliner Journalisten in ihrer Gefallsucht leiden sollen, wirken wie ein Aufschrei derjenigen, die selbst nicht mitmachen dürfen oder können. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Autoren etwas nachhängen, das es im steten Schnell-Schnell der Internet-Gesellschaft bei gleichzeitig personell ausgedünnten Redaktionen nicht mehr gibt: einem leicht behäbigen, aber der Sache auf den Grund gehenden Journalismus. (bb)

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