Wissen auf Pump
Deutschland soll Bildungsland werden – wenn es nach Annette Schavan geht. Doch die 2008 eingeführte Bildungsprämie hat die Menschen noch nicht erreicht.
Gutscheine gibt es für so ziemlich alles, auch für Bildung. Sonderlich bekannt ist das in Deutschland jedoch nicht. Deshalb heißt es jetzt „Ran an die Menschen“, wie es Jens Kellersmann, Berater und Gesellschafter der Kölner Agentur Die PR-Berater, formuliert. Seit Juni ist sein Team für die Pressearbeit zur Bildungsprämie verantwortlich. „Unser Ziel ist es, die Menschen zu motivieren, an sich selber zu arbeiten und dafür mit Hilfe der Bildungsprämie auch Geld in die Hand zu nehmen“, sagt Kellersmann. Seit Dezember 2008 fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die individuelle Weiterbildung von Arbeitnehmern, indem es sich an den Kosten der Kurse beteiligt.
Doch der Bildungshunger der Deutschen blieb überschaubar: Nur rund 7.200 Prämiengutscheine haben 2009 den Besitzer gewechselt. Vor allem bei Mitarbeitern kleiner Unternehmen, bei Wiedereinsteigern, älteren Arbeitnehmern und bei solchen mit Migrationshintergrund sieht das BMBF einen großen Bedarf nach finanzieller Bildungsunterstützung.
Um die Prämie attraktiver und bekannter zu machen, geht das Ministerium nun verschiedene Wege. Seit Januar gelten neue Förderbedingungen: Das BMBF übernimmt weiterhin die Hälfte der Kursgebühren, maximal aber 500 Euro. Im ersten Projektjahr hatte es einen Zuschuss von maximal 154 Euro gegeben. Zugleich hat das Ministerium die Einkommensgrenze, bis zu der die Prämie beantragt werden kann, von 20.000 Euro auf 25.600 Euro pro Person heraufgesetzt. Zugleich setzt das BMBF auf Kommunikation. Dabei hatte es bis Ende 2009 jedoch mit verschiedenen Hürden zu kämpfen. Ein Werbeverbot für politische Initiativen vor der Bundestagswahl sorgte dafür, dass Informationsmaterial erst ab Oktober verteilt werden durfte. Zudem lief ein Rahmenvertrag mit A&B One zum Jahresende aus. Nun arbeitet das Ministerium mit fünf Agenturen in Sachen Bildungsprämie zusammen: Außer den PR-Beratern (Pressearbeit) beschäftigt das BMBF Mann beißt Hund (Fachkooperationen) und weiterhin A&B One (Fortsetzung einer Roadshow). Außerdem lässt sich das Ministerium bei Veranstaltungen und Kampagnen extern unterstützen.
Obwohl Anfang Februar der zehntausendste Prämiengutschein vergeben wurde, haben sich die Erwartungen des BMBF noch nicht erfüllt: Bis 2013 sollen es etwa 230.000 Gutscheine sein. Bis dahin müssen die rund 45 Millionen Euro, die die EU aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) für das Projekt zur Verfügung stellt, aufgebraucht sein. Sonst fällt der Restbetrag an den ESF zurück. (bb)