Asche für alle
April 1982. Maggie Thatcher entsendet den Flugzeugträger HMS Invincible in den Südatlantik, um die britischen Siedler auf den Falkland-Inseln von argentinischen Besatzern zu befreien. April 2010. Gordon Brown schickt den Flugzeugträger HMS Ark Royal in den Ärmelkanal, um in Frankreich gestrandete britische Urlauber heim auf die Insel zu holen. Diesmal ist es keine südamerikanische Militärjunta, die den Einsatz britischen Kriegsmaterials rechtfertigt, sondern ein isländischer Vulkan. Nicht die isländischen Staatsfinanzen, sondern ein Feuer speiender Vulkan namens Eyjafjallajökull. Die Eruption hatte mit ihrer Aschewolke den Flugverkehr über Europa seit Mitte April weitgehend lahmgelegt. Gestrandete Urlauber und in Not geratene Fluggesellschaften waren nicht nur für die Regierung in London ein willkommener Anlass, mal wieder Krisenmanagement-Qualitäten unter Beweis zu stellen. Berlin nutzte die Gelegenheit zu zeigen, wie Verbote ganz legal umschifft werden können. Sondergenehmigung zum Sichtflug in geringer Höhe war die Zauberformel. Die Spekulation auf den Dank gestrandeter Urlauber und den Goodwill von in Turbulenzen geratenen Fluggesellschaften soll sich bei den nächsten Wahlen rentieren. Auch wenn die für Merkel und Westerwelle anders als bei Gordon Brown noch weit hinter dem Horizont liegen. Vielleicht macht das Verhalten der Berliner Politik aber auch auf ganz andere Weise Schule, als der Regierung lieb ist. Bei der nächsten Steuererklärung etwa. Dann könnten Bürger und Konzerne sich daran erinnern, dass es immer Tricks, Möglichkeiten und Schlupflöcher gibt, selbst bei generellen Verboten und sogar für den Staat selbst. Der Eyjafjallajökull grummelte derweil weiter, jedenfalls bis Redaktionsschluss. Immer belauert von seiner großen Schwester Katla. Aber es gibt es auch noch eruptionsgefährdete griechische und süditalienische Vulkane. Nicht nur finanzieller Natur.(fb)