Über Boykott könne man nachdenken, man kündige ihn aber nicht an, zitiert der „Tagesspiegel“ ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) ist da schon weiter.
Während sich die öffentlich-rechtlichen Sender vor dem Hintergrund der Ereignisse in Tibet nicht festlegen, wie und in welchem Umfang sie über die Pekinger Spiele im August berichten wollen, hat Chef-Olympionik Thomas Bach bereits am Ostermontag versucht, die Diskussion fünf Monate vor Beginn der Spiele zu beenden. Es werde eine deutsche Mannschaft nach China reisen.
Die Kritik, so etwas kündige man nicht vor der Zeit an, dürfte den ehemaligen Florettfechter und heutigen IOC-Vize, der einst die Finte, den „kerzengeraden Ausfall“ liebte, nicht überrascht haben. Einen Trumpf gibt man nicht einfach aus der Hand, schon gar nicht, wenn man einen Prozess kritisch begleiten will, wie das vom IOC in Bezug auf eine erhoffte Öffnung Chinas immer wieder zu hören war. Aber die Kommunikation zwischen China und dem Westen krankt dieser Tage auch ohne die Irrungen und Wirrungen deutscher Sportfunktionäre. So lud die chinesische KP ausgewählte internationale Journalisten zu einer Stippvisite nach Lhasa, um ihnen die Dinge aus ihrer Sicht zu präsentieren. Prompt traten Mönche auf den Plan, die gegen die chinesische Tibet-Politik protestierten. Auf der anderen Seite scheint es in China über das Regime hinaus einen Konsens zu geben, dass der Westen den Tibet-Konflikt einseitig wahrnimmt. Westliche und östliche Blogger kleben sich gegenseitig das Etikett der „Gehirnwäsche“ an die Stirn. Die Studentensite www.anti-cnn.com hat es damit auf den Titel des Regierungsblattes „China Daily“ gebracht.
Die Olympischen Spiele haben eines bewirkt: 2008 ist das Jahr Chinas. Aus Sicht von Sport, Wirtschaft und Politik, aber auch aus Sicht der Kommunikation. Siehe dazu auch die April-Ausgabe des PR Report. (fb)