Zeit zum Zu(g)hören – mit der BahnCard
Was habe ich in den letzten Wochen geflucht: Die Aschewolke hat meine Reisepläne durcheinandergewirbelt. Statt zügig zum nächsten Kundentermin zu fliegen, war Schlange stehen am Bahnhof und viel menschliche Nähe in überfüllten Zügen angesagt.
Doch mein Ärger über die verlorene Zeit auf Deutschlands Schienen wich schnell einer fast vergessenen Erkenntnis: Ein Großraumabteil der Deutschen Bahn ist der perfekte Ort zum Zuhören. Was die Menschen derzeit so bewegt? Im Zug durfte ich´s erfahren! Zum Beispiel von der jungen Familie mit zwei Kindern auf dem Viererplatz vor mir, die neben „Mensch ärgere dich nicht“ und „Ich sehe was, was du nicht siehst“ über ein geeignetes Handy für ihren zwölfjährigen Sohn nachdachten. Oder die drei IT-Consultants, die lautstark über Hierarchien und Prozesse an ihren Unternehmensstandorten diskutierten. Immer wieder klappte ich mein Laptop zu – um zuzuhören, Gesprächsthemen aufzuschnappen und zu schauen, wie meine Mitreisenden sich die Zeit vertreiben. Ich hätte nie gedacht, dass Bahn fahren so wertvolle Insights und authentische Meinungen liefern kann. Leichter kann einem das tägliche Themenmanagement kaum noch gemacht werden!
Und genau das macht den guten Kommunikationsberater doch aus: sein Gespür für Themen. Denn gute Kommunikation bedeutet, über Dinge zu sprechen, die die Menschen interessieren. Die Menschen bewegen. So liegt das Geheimnis gelungener Kommunikation nicht zuletzt darin, den Menschen zuzuhören. Und das, was man gehört hat, in die Kommunikation einfließen zu lassen. Zug fahren wird damit zum echten PR-Tool: Wo sonst hat man noch die Zeit und Möglichkeit, einen Querschnitt verschiedenster Themen und Meinungen so kompakt auf dem Silbertablett präsentiert zu bekommen?
Im Social Web gehört das Monitoring von Meinungen, Lebensstilen und Markenpräferenzen zum guten Ton. Doch vor lauter Zuhören 2.0 sollten wir das Zuhören 1.0 nicht verlernen. Während online zu großen Teilen Berufskommunikatoren um die Wette twittern, bloggen und posten, zeigen die realen Gespräche, worauf es den Menschen wirklich ankommt. Deshalb mein Vorschlag: neben iPhone und Facebook-Account sollte sich jeder PR-Berater mit der BahnCard ausrüsten und einmal im Monat eine längere Zugfahrt im Großraumabteil der Deutschen Bahn mitmachen – auch ohne Aschewolke!