Wie schlecht es um das Verhältnis zwischen Journalismus und PR bestellt ist, zeigt ein Streit, der in den vergangenen Wochen an der Universität Leipzig eskaliert ist. Dort beharken sich derzeit Journalistik- und PR-Professoren. Es geht um die strukturelle Neuausrichtung des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft (IfKMW).
Seit der Wiedergründung des Instituts 1992 hat sich dort trotz der Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge nichts grundlegend getan. Das soll sich nun ändern. Dazu hat der Institutsrat Anfang Januar ein drei Jahre lang ausgehandeltes Profilpapier mit konkreten Maßnahmen verabschiedet. Seitdem geht nichts mehr.
Der Grund: Bereits im Vorfeld der Veröffentlichung dieser Vorlage hatte der Leiter des Masterstudiengangs Journalistik, Marcel Machill, in dem Papier angeblich vorgeschlagene Kürzungen an seiner Abteilung und eine anstehende Aufstockung der Ressourcen im Bereich Kommunikationsmanagement publik gemacht. Gegen die „Austrocknung“ der Journalistenausbildung bei gleichzeitiger Aufwertung der PR liefen nicht nur die Branchenverbände Sturm. 85 ehemalige Absolventen der Leipziger Journalistik – darunter auch prominente Vertreter wie Alexander Osang („Spiegel“-Reporter) und Kristin Otto („ZDF“-Sportjournalistin) – veröffentlichten am Sonntag einen
Offenen Brief. Dankbar für die Zuspitzung der an sich recht trockenen und komplexen Hochschulpolitik griffen Redakteure der
„taz“, der
„Zeit“ und anderer Medien, die zum Teil selbst in Leipzig ausgebildet worden sind, die Protestrufe auf. Und verschafften damit dem offenbar niemals langweilig werdenden Spiel um „gute Medien und böse PR“ neuen Schwung. Auf der
Institutswebsite stehen mittlerweile außer dem Informationspapier des Journalistik-Studiengangs zwei ausführliche Stellungnahmen des Institutsrats.
Wie es scheint, ist alles Wichtige geschrieben. Die Positionen stehen fest. Der weitere Entscheidungsprozess ist auf unbestimmte Zeit vertagt. Man müsse wieder miteinander und nicht über die Medien reden, heißt es aus dem IfKMW. Die Kampagne wird die Schwierigkeit, dass von den deutschen Hochschulen seit Jahren ein rigider Sparkurs gefordert wird, ohnehin nicht aus dem Weg räumen. Sie könnte sogar zu einem weiteren Problem des Instituts werden. Dann nämlich, wenn die tatsächlichen Entscheidungsträger aufgrund des medialen Theaters entnervt vom IfKMW künftig weit größere Streichungen verlangen als bisher. Denkbar ist dieses Szenario vor allem deshalb, weil im Rektorat, dem höchsten universitätsinternen Entscheidungsgremium, weder Medien- und Kommunikationswissenschaftler, noch Journalisten und PR-Fachleute vertreten sind. Und: Das IfKMW genießt an der Uni Leipzig, wie man dort munkelt, nicht das beste Ansehen. (bb)