Axel Raab ist seit 13 Jahren Pressesprecher der Deutschen Flugsicherung in Langen bei Frankfurt am Main. Ein Porträt von Peer Brockhöfer
Wenn Axel Raab bei der Deutschen Flugsicherung (DFS) in Langen durch die Gebäude geht, kommt er aus dem Grüßen gar nicht heraus. Er trifft ständig jemanden, den er persönlich gut kennt. Bis auf die zwei Jahre bei der Luftwaffe hat er sein gesamtes Berufsleben bei den Lotsen verbracht. Seit 33 Jahren ist er mittlerweile am Standort Frankfurt tätig; 20 Jahre davon hat er als Lotse Bewegungen im deutschen Luftraum koordiniert. Zum Ende seiner Lotsenlaufbahn war er Ausbilder und analysierte „besondere Vorkommnisse“. „Da geht es nicht um UFOs“, lacht Raab. „Technische und menschliche Fehler werden analysiert, um sie künftig zu vermeiden.“
Anfang der Neunziger kümmerte sich der Lotse nebenher auch um die Öffentlichkeitsarbeit der Flugsicherung am Standort Frankfurt. „Bis der damalige Leiter der Unternehmenskommunikation, Clemens Bollinger, einen Mann vom Fach für sein Team suchte.“ Bollinger, gelernter Journalist und heute Betreiber der Agentur Daedalus Communications in Oberursel, fragte den Lotsen mit PR-Ambitionen. Raab, der gern auch mal die Bahn dem Flugzeug vorzieht und mit seiner Feundin Kreuzfahrten statt Flugreisen macht, wechselte von der fensterlosen Flugsicherungszentrale ins PR-Office.
2002 wurde der zweifache Vater auf die Probe gestellt. Im Juli kam es im deutschen Luftraum zu einem der schwersten Unglücke der europäischen Luftfahrtgeschichte. Nahe dem Bodensee kollidierten eine Frachtmaschine der DHL und ein Flugzeug der Bashkerian Airlines. 71 Personen kamen ums Leben.
Zehn Minuten nach dem Unglück klingelte bei Raab das Telefon, eine dreiviertel Stunde später war ein Krisenstab einsatzfähig. „Die beiden Maschinen unterstanden zwar der schweizerischen Skyguide. Aber uns war sofort klar, dass wir als Deutsche Flugsicherung ebenfalls gefragt werden würden.“ Vor allem, weil die PR-Leute in Zürich nicht erreichbar waren – die Eidgenossen hatten Feierabend. So war es Raab, bei dem unentwegt das Telefon klingelte, der am Dienstagmorgen einem britischen TV-Sender ein Live-Interview gab und stand bei Stern-TV Günther Jauch und Antwort stand. Eine schwierige Situation: „Ich wollte die Kollegen aus der Schweiz nicht schlecht machen, musste aber auch vermitteln, dass so etwas bei uns nicht in der Form stattgefunden hätte.“
Mit einem Mal war der Berufsstand der Fluglotsen von öffentlichem Interesse. Die Publicity, wenn auch vor einem tragischen Hintergrund, hatte ihre Vorteile. Nicht nur, weil die Bewerberzahl für Fluglotsen sich verdoppelte, sondern.
Außer dem Dauerthema Lärm, für dessen Bearbeitung die PR-Abteilung eigens einen Physiker eingestellt hat, nahm eine mögliche Privatisierung den leidenschaftlichen Motorradfahrer am stärksten in. Noch befindet sich das Unternehmen zu 100 Prozent in Staatsbesitz udn will expandieren. „Ob das in dieser Legislaturperiode noch etwas wird, weiß ich nicht“, sagt der Pressesprecher beim Herausgehen und grüßt den Sicherheitsmann an der Einzelschleuse zum Kontrollzentrum. „Der Mann macht seinen Job. Grund genug, ihm Respekt zu zollen.“