Chemiebranche: Investment-Professionals zufriedener mit Unternehmenskommunikation als Redakteure
Ob es nun am Wesen der Berufe liegt, an der Andersartigkeit der Arbeit oder an der Tatsache, dass Unternehmen ihre Abteilungen für IR und PR meist getrennt halten – Finanzjournalisten fühlen sich bei der Kommunikation mit Unternehmen schlechter bedient als Investoren.
Das haben die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) und die Frankfurter Agentur JP KOM per Befragung herausgefunden. Betroffen sind demnach alle Aspekte, die laut DVFA-Definition vom Mai 2006 „effektive Finanzkommunikation“ ausmachen: Kapitalmarktorientierung, Gleichbehandlung, Wesentlichkeit, Nachvollziehbarkeit, Kontinuität/Aktualität und Erwartungsmanagement – auf allen Feldern stellen die Investment-Professionals den Unternehmen ein besseres Zeugnis aus als es die Finanzjournalisten tun. Besonders eklatant sind die Unterschiede in den Kategorien Gleichbehandlung und Wesentlichkeit. Nur die Hälfte der Journalisten stimmt der Aussage zu, dass Unternehmen mit positiven und negativen Nachrichten in gleicher Weise umgehen. Bei den Investment-Leuten sind es 86 Prozent. Ebenso viele in dieser Gruppe bewerten Meldungen und Präsentationen als präzise und nachvollziehbar. Bei den Journalisten sind es nur 66 Prozent. Als Folie der Studie diente die Chemiebranche. Sie sei groß genug, habe eine gute Streuung von Unternehmenstypen und stehe oft im Fokus der Aufmerksamkeit, so Jörg Pfannenberg von JP KOM. Die Ergebnisse dürften PR- und IR-Verantwortliche nachdenklich machen. In den meisten Unternehmen nämlich wähnt man sich in der Gewissheit, Redakteure und Investment-Profis im Grundsatz zur gleichen Zeit mit gleichen Informationen und vergleichbaren Zugängen zum Top-Management zu bedienen. Eine Annahme, die von den Journalisten offenkundig widerlegt wird. (sv)