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18.02.2010   News
Altes Lied neu gesungen
 

Da lag sie. Gestern. In meinem E-Mail-Postfach. Die Nachricht, dass nun der CO2-Rechner des Instituts für Live-Marketing Vok Dams aus Wuppertal auch als App für das iPhone erhältlich ist. Es ist also wahr. Außer Konzernen und Technik-verliebten Endverbrauchern sind auch PR-Agenturen und Kommunikations-Dienstleister längst von der App-Manie befallen. Nun beginnen sie, Smartphone-Applikationen nicht nur auf Kundenwunsch zu kreieren, sondern darüber hinaus die eigene Präsenz samt dem kompletten Leistungsspektrum ins mobile Internet zu transferieren.

Über den Sinn und Unsinn dieser App-Bewegung lässt sich trefflich streiten. Besonders dann, wenn man die finanzielle Dimension betrachtet. Das führt sogar so weit, dass sich Verlage und Politik bemüßigt fühlen, eine kleine App, die auch noch kostenlos daherkommt, vor den Kadi zu zerren. Natürlich ist die Rede von der „Tagesschau“ und ihrer vorweihnachtlichen Ankündigung, einige Inhalte der Nachrichtensendung ins Internet-to-Go zu stellen. Aber wir reden auch von Axel Springer, dem NDR, von Silvana Koch-Mehrin und nicht zuletzt von GEZ-Gebühren, Bezahlinhalten und schlussendlich wieder einmal von PR.
Denn was könnte das Spektakel der vergangenen Wochen anderes sein, als ein willkommenes Mittel, um Profil zu gewinnen – von einem Zeichen nackter Existenzangst mancher Beteiligter einmal abgesehen. Jeder, der sich zurzeit mit Applikationen, Smartphones und mobilem Internet beschäftigt, will sich mit dem Image schmücken, jung, dynamisch, allseits informiert und jederzeit erreichbar, kurz: erfolgreich, zu sein. Dies gilt für den Axel Springer Verlag, der seine Apps ausschließlich gegen Geld vertreibt – die „Bild“-App ist seit Wochen die am häufigsten heruntergeladene Anwendung. Genauso gilt das für den NDR, der als Anstalt des öffentlich-rechtlichen Rundfunks von jeher mit einem angestaubten Image zu kämpfen hat. Und es gilt auch für Politiker, wie die FDP-Europaabgeordnete und Parlaments-Vizepräsidentin Silvana Koch-Mehrin, auf deren Antrag hin die EU-Kommission nun prüft, ob die „Tagesschau“-App gegen europäisches Recht verstößt. Schließlich besäßen private Anbieter kein Gebührensäckel, mit dem sie solche Angebote finanzieren könnten.
Trotz aller Debatten: Bezahlinhalte im Internet sind nach wie vor die Ausnahme. Das zeigt, dass auch Medienmacher schon mal einen Trend verpassen. Zufrieden geben sie sich damit nicht. Lieber stimmen sie wieder einmal das alte Lied gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und sein Gebührenmodell an. Diesmal mit dem Refrain: „Paid Content ist tot, es lebe die App!“  (bb)
 

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