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News / Analog vs. Digital war gestern
Spannende Diskussionen über das Zusammenspiel von PR und Demokratie beim ersten Alumni-Treffen von #30u30.
12.06.2017   News
Analog vs. Digital war gestern
 
Vier Jahrgänge unserer #30u30-Nachwuchsinitiative versammelten sich Ende vergangener Woche in Hamburg. Das erste Alumni-Treffen stand unter dem Motto "Doing Democracy". Gemeinsam loteten sie die Rolle von Kommunikation für eine demokratische Gesellschaft aus.
Während die #30u30-Crew Donnerstagabend auf der Barkasse "Gabi Glitscher" bei kühlem Bier und lauter Musik durch den Hamburger Hafen schipperte, wurde Theresa May in England bei Wahl abgewatscht und der frühere FBI-Chef James Comey sagte in den USA über Präsident Donald Trump aus. Ein fast schon sinnbildlicher Einstieg für eine Veranstaltung, die perfekt auf den Branchennachwuchs zugeschnitten ist: Ein kreativer Rahmen für inhaltlich hoch spannende Diskussionen über das Zusammenspiel von PR und Demokratie.
Das Programm am Freitag verhinderte, dass bei der Alumni-Crew zu viel Klassenfahrt-Feeling aufkommt. Von 9 bis 18 Uhr wurde in den Räumen von Gastgeber Otto Group fast ohne Pause gemeinsam gebrainstormt, viel gefragt und vor allem diskutiert.
Den Auftakt machte der Aufsichtsratsvorsitzende Michael Otto, der betonte, dass Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung tragen. Danach fragten sich die ehemals unter 30-jährigen unter anderem, wie Unternehmen und Kommunikatoren die Demokratie stärken können oder wie politische Teilhabe künftig aussehen kann. Im zweiten Teil des Tages gab es Paneldiskussionen, Workshops und Sessions.
Die Fragen vom Vormittag passten zu den Sessions vom Nachmittag. Bereits gewonnene Ideen und Erkenntnisse konnten die Gruppen in immer neuen Konstellationen weiterentwickeln. Die Diskussionen waren lösungsorientiert, die meisten Gruppen erarbeiteten gezielt Ergebnisse.
Nur eine Frage blieb ungelöst: Wie erreiche und überzeuge ich diejenigen, die sich ihre Meinung schon gebildet haben und sich in ihrer Filterblase wohl fühlen?
Trotzdem hätte die eine oder andere Pinnwand wohl jeden Wahlkämpfer glücklich gemacht. Die spannendsten Ergebnisse waren aber diejenigen, zu denen die Gruppen unabhängig voneinander kamen:
1. Es fehlt das Verständnis für die Zielgruppe
Divers waren an diesem Tag nur die guten Ideen. Die Anwesenden aber hatten viele Gemeinsamkeiten, auch über Alter und Branche hinaus. Die Eltern sind oft Akademiker, man lebt in der Stadt, reist gern (tolle Bilder für den Instagram-Account), liest viel und kauft nachhaltig. Ein Phänomen, das PR und Journalismus gleichermaßen betrifft.
2. Analog vs. Digital war gestern
Gleich zwei Daniels von 365 Sherpas (Daniel Mack und Daniel Wixforth) konstatierten: Es gibt keinen digitalen Wahlkampf, das ganze Leben ist digital. Die Unterscheidung zwischen analog und digital, oder gar die Konzentration auf Onlinekommunikation, wirkt überholt. Indes: Besonders um politikverdrossene Wähler jenseits der 50 zu erreichen, braucht es auch analoge Ideen.
3. Auf den Einzelnen kommt es an
Eine Stärkung der Demokratie muss im Kleinen beginnen: auf lokaler Ebene, im Familien- und Freundeskreis. Der Einzelne muss Verantwortung übernehmen.
4. Kommunikatoren sind besonders gefordert
Kommunikatoren tragen durch das Wissen um die Macht von Worten im Beruflichen wie im Privaten besondere Verantwortung.
Initiator Nico Kunkel zeigt sich zufrieden, besonders mit den erarbeiteten Inhalten. "Das Netzwerk kann mit komplexen Themen umgehen, es ist meinungsstark, verbindlich und leidenschaftlich. Wir werden das Alumni-Camp wiederholen. Danke an alle, die sich mit uns engagiert haben, insbesondere unseren Host, die Otto Group."
Ein etwas anderes Fazit lieferten die Poetry-Slammer Bleu Broode und Nektarios Vlachopoulos, die das AlumniCamp begleitet und in einem Slam zusammengefasst haben:
Am Ende geht es darum,
eine Meinung zu haben,
Haltung zu wahren,
Dissens zu ertragen
und auch mal in Phasen Gestaltung zu wagen
auch bei banalen Fragen
und jammernden Klagen
und glasklar verfassten Hasstiraden
durch Transparenz und Vermittlung, freundlich und einfach
der losen Behauptung den Kampf anzusagen.
Autorin: Anna Wellendorf

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