Volkswagen-Kommunikationschef Hans-Gerd Bode zeigt sich im Rückblick auf anderthalb Jahre Abgasskandal teilweise selbstkritisch. So nahm er das
missglückte Interview von Konzernchef Matthias Müller auf der Automesse in Detroit im Januar 2016 auf seine Kappe. "Was speziell ich mir anziehen muss und auch tue, ist, dass die Situation dort nicht Herr Müller geschaffen hat, sondern wir", sagte Bode im großen Krisen-Interview
in der aktuellen Ausgabe des PR Reports.
Auf die Frage, wie sehr er nach Detroit gewackelt habe, sagte Bode: "Gefühlt vielleicht ein bisschen mehr, als es real der Fall war. Der Fehler ist passiert. Wir haben offen darüber diskutiert und daraus gelernt."
Müller habe ihn nach Detroit geschützt, sagte er: "Ich habe ihm aber offen gesagt, dass ich der Letzte bin, der auf seinen Vertrag pocht, sollte es Zweifel geben, ob wir das schaffen."
Zu dem Müller-Interview in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung im November 2016, das von einigen
als "Kundenbeschimpfung" ausgelegt worden war, sagte Bode, dass die Kommunikation für Missverständnisse am Ende die Verantwortung trage. "Man muss aber vielleicht auch fragen, was Zuspitzung von Texten bedeutet, die sich aus Zitaten so nicht ableiten lassen und die aus dem Kontext gerissen wurden. In diesem Fall war ja eher
die Vorabmeldung der „FAS“ die Problematik als das Interview selber."
Bode weiter: "Natürlich können wir Interviews im deutschen Sprachraum so feinschleifen, dass die absolut clean sind. Wir wollen das eigentlich nicht. Auf der anderen Seite müssen wir fragen, ob wir unseren CEO in Interviews schicken können, wenn solche Dinge passieren."
Das „FAS“-Interview habe erneut gezeigt, dass es medial eine bestimmte Sicht der Dinge gebe. "Es macht keinen Sinn, diese Gespräche zu führen, weil wir immer in eine Art Verteidigungshaltung geschoben werden und mit unseren Argumenten letztlich nicht durchdringen. Positivthemen finden dagegen in den Medien momentan kaum ihren Platz."
Auf die Frage, ob es nicht Zeit für mehr Ehrlichkeit in der Sprache wäre und anstatt
von „Diesel-Thematik“ zum Beispiel von „Diesel-Betrug“ zu sprechen, sagte Bode: "Wir haben anfangs in Abstimmung mit unseren Juristen bewusst den Begriff „Diesel-Thematik“ gewählt, auch weil wir die Dimension nicht zu 100 Prozent abbilden konnten. Im neuen Geschäftsbericht sprechen wir von der „Diesel-Krise“, denn das war es ja: die fundamentalste Krise unserer Unternehmensgeschichte."
Außerdem im großen Interview im aktuellen PR Report: Was Bode zu der brutalen Kritik an seiner Person sagt, an welchen Tagen er am liebsten im Bett bleiben würde und welcher Autokonzern bei der Digitalisierung der Kommunikation weiter ist als Volkswagen. Hier können Sie das Magazin als
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