In den vergangenen Monaten war öffentlich eher wenig zu hören von Victoria Wagner,
seit Juli 2016 Deutschland-Chefin von Ketchum Pleon. Nun verkündet Wagner eine neue Struktur für die Agentur.
"Ketchum Pleon wird auf allen Ebenen konsequent responsiv, sprich zuhörend und reaktionsschnell aufgestellt", sagte Wagner. "Für die Kunden bedeutet das, ihre bestehenden Kernteams bleiben erhalten, sind jedoch in der Tiefe und Breite wesentlich schneller skalierbar und können somit kurzfristig an sich verändernde Bedürfnisse angepasst werden - ob zusätzliche Experten gefordert sind, neue Services integriert werden sollen oder die Teamgröße verändert werden muss. Wir bauen für jeden unserer Kunden quasi eine eigene Agentur in der Agentur."
Die eingeleitete Neuaufstellung zeige "bereits zahlreiche Erfolge mit Neukundengewinnen", sagte Wagner. Sie nannte den internationalen Digital-Lead-Etat von Bayer Crop Science, den Social-Media-Etat des Energiekonzerns EnBW, den Etat für die Deutsche Bahn in der Region Ostdeutschland sowie SOS Kinderdörfer International.
Den Gewinn des EnBW-Auftrags hat Ketchum Pleon indes
schon im Oktober 2016 gemeldet. Bei der Bahn führt Wagners Agentur
einen Verbund von insgesamt drei Agenturen an: Im sogenannten "Los 2" (Mecklenburg-Vorpommern, Berlin/Brandenburg, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt) befinden sich noch die Firmen Terra Press und Kontur. Terra Press ist laut Eigenbeschreibung vorwiegend für Kommunen (Stadtmarketing), Verkehrsunternehmen (Fahrgastinformation) und touristische Anbieter (Angebotswerbung) tätig. Kontur ist mit Terra Press partnerschaftlich verbunden und ebenfalls auf Verkehr und Tourismus spezialisiert.
In "Los 1" (Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Berlin) arbeiten mit Thjnk und fischerAppelt und "Los 3" (Baden-Württemberg, Hessen, das Saarland, Rheinland-Pfalz und Bayern) mit Serviceplan und CP Compartner jeweils zwei Agenturen gemeinsam.
Die vorherige Vergabe der Regio-Kommunikation der Bahn liegt rund sechs Jahre zurück.
2011 hatte das Unternehmen seine Agenturen auf sieben "Lose" aufgeteilt. Ketchum Pleon gewann damals die Bundesländer Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen ("Los 3") sowie das im Vergleich wohl recht lukrative Nordrhein-Westfalen ("Los 5"), das diesmal an Thjnk und fischerAppelt ging.
Übrigens: Die Hamburger Agentur Achtung, bislang für Bayern verantwortlich, nahm an dem Bahn-Pitch nicht teil. Aus Sicht der Hanseaten waren angeblich die Konditionen zu schlecht.
Unter den nach offiziellen Zahlen rund 400 Mitarbeitern von Ketchum Pleon dürfte die Freude über die Etatgewinne zurzeit wohl eher gedämpft sein. In der vergangenen Woche kündigte die Agentur 18 ihrer Kollegen, vor allem in der Düsseldorfer Zentrale, aber auch an anderen Standorten wie Frankfurt und Berlin. Entsprechende Informationen des PR Reports bestätigte Wagner auf Anfrage: "Unsere Neuausrichtung führt leider zu dieser sehr bedauerlichen Konsequenz. Wir müssen uns wandeln und agil sein, um die Anforderungen unserer Kunden optimal erfüllen zu können."
Unter denen, die gehen müssen, sind dem Vernehmen nach langjährige und seniorige Mitarbeiter. Zu einzelnen Betroffenen wollte Wagner keine Auskunft geben.
Die Entlassungen sind die nächste Negativnachricht an der Personalfront. Anfang des Jahres sorgte der Ausstieg von Senior Partner Joachim Klewes für Gesprächsstoff in der Szene. Der Mitgründer von Kohtes Klewes, dem legendären Vorläufer von Ketchum Pleon, hatte am ersten offiziellen Arbeitstag des Jahres 2017 eine Mitteilung an die Mitarbeiter verschickt,
in der er ausdrücklich betonte, selbst gekündigt zu haben.
Von
Daniel Neuen