Regierungen versagen bei Social Media
Regierungen stehen den sozialen Netzwerken weitgehend hilflos gegenüber. Das ist das Ergebnis einer Studie der Kommunikationsagentur WPP über die Zukunft der Regierungskommunikation. Das Ergebnis stellt den Regierungen ein vernichtendes Zeugnis aus. Demnach sind sie schlichtweg nicht mehr in der Lage, ihre Wähler überzeugend zu informieren.
Für die Untersuchung mit dem Titel "The Leaders' Report: The Future of Government Communications" wurden 300 Kommunikationschefs von Regierungen und Verwaltungen in 40 Ländern befragt. Sie wurde auf dem World Economic Forum (WEF) in Davos vorgestellt.
Die Studie ist die erste internationale Untersuchung, die zeigt, wie sehr die Regierungen mittlerweile fürchten, die Kontrolle über ihre Kommunikation zu verlieren.
Dabei gehen die Kommunikationschefs äußerst selbstkritisch mit sich und ihren Regierungen um.
Drei Viertel der Befragten glauben, dass die Führung die sozialen und digitalen Medien nicht versteht.
Offenbar ist das nicht nur ein Kommunikationsproblem.
Ebenso viele sagen, dass bei der Entscheidungsfindung innerhalb der Regierungen die geäußerte Bürgermeinung nicht berücksichtigt werde. Kommunikation werde häufig nur als etwas gesehen, das Politik einen Anstrich geben soll, die fernab von der Öffentlichkeit oder irgendeiner Bürgerbeteiligung entstanden ist. Damit nutzen die Politiker nicht die Möglichkeiten, jenseits des Wahlkampfes auch im Internet intensiver mit den Bürgern zu kommunizieren.
Die Schuld sehen die Kommunikatoren auch bei sich selbst. Fast die Hälfte der Befragten gesteht ein, dass ihnen selbst das Verständnis für digitale und soziale Medien fehle. Nur jeder siebte sei überhaupt dafür geschult worden, mit öffentlicher Beteiligung umzugehen. Zu wenige Mitarbeiter, die sich in der neuen Welt der Kommunikation auskennen, seien das größte Problem bei der Ansprache der Bürger.
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass sich Regierungskommunikation weitgehend auf Massenmedien verlässt und damit auf eine Kommunikation, die nur eine Richtung kennt.
Zwar habe das Internet die Rolle der Regierungen als Informationsgeber verändert. Doch Regierungen seien nicht in der Lage, auf die Art und Weise zu antworten, wie Internet und soziale Medien Populisten stärker machten.