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News / "Verkehrte Welt"
Andreas Bachmeier ist Vorstand der Agentur Engel & Zimmermann
09.08.2016   News
"Verkehrte Welt"
 
Zur Gründung der Agentur SZ Scala durch den Süddeutschen Verlag ein Gastkommentar von Andreas Bachmeier, Vorstand der Agentur Engel & Zimmermann
Der Süddeutsche Verlag gründet eine Agentur. Sie soll neben den klassischen Publishing- und Eventleistungen auch "Public Relations: PR-Dienstleistungen" anbieten. Das ist für mich eine Nachricht, die kurz innehalten lässt.
Natürlich haben andere Verlage Publishingtöchter und Event-Veranstalter. Aber ein PR-Angebot wirft die sehr grundsätzliche Fragen nach dem demokratietheoretischen Verständnis auf, das von der Süddeutschen ansonsten so sehr gepflegt wird. Wie muss man sich das vorstellen? Sagt die neue SZ-Agenturgeschäftsführung im Pitch "Wir haben gute Kontakte zur Redaktion, wir bringen Sie in die Zeitung"?

Nein, das Thema ist zu ernst. Ich finde das im Sinne unserer Branche und der Kommunikationskultur im Land sehr bedenklich. Stichwort: Kritik- und Kontrollfunktion der Medien. Wenn Verlage jetzt Agenturen gründen, was wird dann aus der Rollenteilung zwischen Kommunikatoren und Journalisten? Das geht an die Grundsätze der Medienethik.
Ist das alles durch Chinese Walls innerhalb der Verlage zu regeln und zu rechtfertigen? Ich finde, nein. Die Linien zwischen PR und Journalismus werden weiter aufgelöst. Nur dieses Mal von der anderen Seite. Nicht die PR-Leute dringen in die redaktionellen Bereiche vor: mit Macht und Einfluss, mit Überzeugungskunst und gut platzierten Themen.
Die Medienseite dringt in die PR-Branche vor. Verkehrte Welt. Und am Ende geht es hier natürlich auch um die wirtschaftliche Bedeutung der Vermittlungsleistung von Kommunikatoren - das Insourcing dieser Leistungen auf Verlagsseite hat Folgen für Kommunikationskultur und die Agenturbranche. Keine guten.
 

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