Uli Dönch, der langjährige Wirtschaftschef des Magazins Focus, wechselt zum Düsseldorfer Versicherungsriesen Ergo. Der Journalist wird im August das "Corporate Editing & Issues Management" des Konzerns übernehmen. Der Bereich wird neu geschaffen. Kommunikationschef
Andreas Lampersbach (Foto) wird seine Abteilung in den kommenden Monaten neu aufstellen.
Dönch ist ein Focus-Mann der ersten Stunde. Bei dem Magazin startete er 1992 als Redakteur, im Jahr 2000 übernahm er das Wirtschaftsressort. 2014 hat er den Focus verlassen und war einige Monate als freier Mitarbeiter für die Allianz in München tätig. Am 1. August übernimmt er eine Art Chefredakteurs-Posten bei der Ergo.
Lampersbach,
der im November 2015 den Wolfsburger Autobauer Volkswagen überraschend verlassen hatte, leitet
seit Februar die Kommunikation und Markenführung des Versicherers. Nach der Einarbeitung packt er nun die Strukturen seines 70-köpfigen Bereichs an: Zum 1. Januar 2017 werden drei Einheiten fusioniert, um effizienter, einheitlicher und zielgruppengerechter zu kommunizieren. "Wir werden Inhalte und Medien deutlich näher an den Interessen von Journalisten und Mitarbeitern produzieren", sagte Lampersbach. Beispielsweise sollen die Pressesprecher, angesiedelt im neuen Bereich "Media & Internal Relations", keine Texte mehr schreiben, um einen intensiveren Austausch mit Journalisten pflegen zu können. Die weiteren Bereiche sind "Strategic Marketing & Customer Communications" sowie "Corporate Reputation & Stakeholder Dialog".
Der Ruf der Ergo leidet noch immer unter dem "Lustreisen"-Skandal, der 2011 vor allem durch das Handelsblatt publik wurde. Die Düsseldorfer Wirtschaftszeitung piesackte den Konzern vor fünf Jahren mit immer neuen Geschichten. Die Beziehungen zwischen beiden Häusern galten als belastet. Deshalb suchte Lampersbach den direkten Draht zum Handelsblatt. "Es gibt keine Fehde zwischen Ergo und Handelsblatt. Ich bin sicher, dass wir in der Berichterstattung so behandelt werden, wie alle anderen Unternehmen auch", sagte der 54-Jährige.
Dass der Gerichtsprozess im "Lustreisen-Skandal", der eigentlich in dieser Woche starten sollte,
geplatzt ist, kommt Lampersbach gelegen. Hätte doch eine Auseinandersetzung vor Gericht die unappetitlichen Geschichten alle wieder nach oben gespült. "Ich bin überzeugt, dass sich die Marke Ergo von diesem Thema in der Zukunft befreien kann", sagte Lampersbach, der vom Ergo-Vorstandsvorsitzenden Markus Rieß geholt wurde.
Der Konzern gilt als Sanierungsfall und Rieß wird kräftig umbauen, muss dabei aber die Mitarbeiter mitnehmen. Gute Kommunikation nach innen ist gefragt.
Zu Volkswagen ließ sich Lampersbach nur so viel entlocken: "Ich habe die spannendste Zeit meiner Karriere in Wolfsburg erlebt, und möchte keinen Tag missen. Ich wünsche meinen ehemaligen Kollegen für die nächsten herausfordernden Jahre viel Glück. Was ich wirklich vermisse, ist die VW-Currywurst. Ich hoffe, dass es die noch lange gibt."
Von Daniel Neuen