Oliver Schumacher, der Kommunikationschef der Deutschen Bahn, kritisiert die Arbeitsweise von Onlinejournalisten. "Ich tue mich mit den Onlinemedien schwer. Da habe ich gelernt, dass wenn A zum Beispiel B sagt, auch B aufgeschrieben wird. Die rufen einfach nicht mehr an. Das ist halt wie das Wetter. Wir nehmen es zur Kenntnis und stellen uns darauf ein", sagte Schumacher
in der aktuellen Ausgabe des PR Reports. "Wir müssen schnell und proaktiv sein. Umgekehrt gilt ja genau das Gleiche: Es wird nicht gecheckt, ob wir die Wahrheit sagen. Das hat also Vor- und Nachteile."
Vor seinem Wechsel zur Bahn hat Schumacher als Journalist Karriere gemacht. Er schrieb unter anderem für die Zeit und die Süddeutsche Zeitung. Seiner 17-jährigen Tochter würde er nicht raten, in den Journalismus zu wechseln. "Als ich Journalist war, da florierte das Geschäft, es gab echte Karriereoptionen. Da wurden Leute eingestellt, die konnten keine drei geraden Sätze schreiben und die bekamen trotzdem 5.000 Mark. Das war Anfang der 90er Jahre ein überhitzter Markt", sagte Schumacher. "Heute sitzen in den Verlagen 50-jährige Ressortleiter, die hoffen, dass sie noch zehn oder 15 Jahre durchhalten. Da gibt es häufig fast gar keine Bewegung, außer dass viele Chefredakteure viel schneller rausfliegen als früher. Das ist objektiv für junge Leute nicht attraktiv und schwer, davon eine Familie zu ernähren. Deshalb: Raten würde ich es meiner Tochter nicht. Zumal der Medienwandel gerade erst begonnen hat. Oder glauben Sie, dass es in zehn Jahren noch Nachrichtenagenturen geben wird?"
In zehn Jahren werde die Bahn "wahrscheinlich nur noch digital" kommunizieren, journalistische Kompetenz und Kontakte würden an Bedeutung verlieren: "Als ich hier angefangen habe, war das extrem wichtig, allein wegen der Netzwerke. Aber es wird weniger wichtig, weil die Leitmedien weniger wichtig werden und dadurch auch die Netzwerke in diesen Medien. Der- oder diejenige, die hier meinen Job irgendwann übernehmen wird, muss viel digitaler gestrickt sein als ich."
Das komplette Interview zum zehnjährigen Dienstjubiläum von Oliver Schumacher bei der Deutschen Bahn lesen Sie
in der aktuellen Ausgabe des PR Reports. Darin geht es auch um berufliche Tiefpunkte, die Katastrophe von Bad Aibling und die Zukunft von Bahn-Chef Rüdiger Grube.