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Ralf Junge
09.02.2016   News
"Große Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit"
 
Ralf Junge hat die Agentur Fischer Appelt verlassen und zum Monatsbeginn bei Brandpunkt in Berlin als Teamleiter angeheuert. Im vergangenen September hatte er als interner Kritiker ("Ich habe laut gelacht") von Frank Behrendts "10 Thesen für einen gelasseneren Arbeitsalltag" auf sich aufmerksam gemacht. Fischer Appelt-Vorstand Behrendt, selbsternannter "Guru der Gelassenheit", war damals sein Chef.

"Unmittelbar nach der Veröffentlichung meines Beitrags gab es einen ersten internen Austausch zum Thema und von beiden Seiten auch den Willen, das Thema weiterzuverfolgen", berichtet Junge nun auf wuv.de. "Dabei ist es dann aber geblieben."

Was tatsächlich folgte: Die Verkündung, dass ein Buch zu den Thesen geschrieben würde. Und die Nominierung für den Crea Credential Award in der Kategorie Employer Branding. Junge selbst bezweifelt in seinem Beitrag, "was darin kreativ ist bzw. inwiefern die Einstellungen eines Einzelnen, die sich mit der Realität der Mitarbeiter nicht annähernd decken, als Employer Branding aufgefasst werden können". Bei Fischer Appelt klaffe eine große Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Die 10 Thesen "leisten weder einen langfristigen positiven Beitrag für das Unternehmen als Arbeitgeber noch werden sie intern gelebt", ist er überzeugt.

"Employer Branding nicht verstanden"

An Behrendts 10 Thesen lässt er auch ein halbes Jahr später kein gutes Haar. Diese Ratschläge würden zu einer vollkommen falschen externen Wahrnehmung der Arbeit in Agenturen führen, wettert er, sie seien eine Verhöhnung der Arbeit einer ganzen Branche und nicht zuletzt auch der Kunden. "Denn welcher Kunde möchte schon gern hören, dass mit seinen Budgets 'Monopoly für Erwachsene' gespielt wird?"

Das eigentlich Schlimme an den Thesen sei, dass insbesondere die großen Agenturen noch immer ein Phantasiebild der Arbeit kommunizieren würden, das von der Realität sehr weit entfernt sei. Junge betrachtet daher Behrendts Thesen als "Paradigma für die vielen Fehler, die nach wie vor im Employer Branding gemacht werden". Sie würden zeigen, dass dieses Thema von vielen leider noch immer nicht verstanden werde. Employer Branding ist für Junge kein Top-Down-Prozess, die Arbeitgebermarke könne "nicht einfach von der Geschäftsleitung definiert werden", sondern "sollte aus einem kontinuierlichen Dialog mit den Mitarbeitern entstehen". 

Ungeachtet dessen habe er gern bei Fischer Appelt gearbeitet und viel gelernt, berichtet Junge. Nach seiner Kritik an Behrendts Thesen habe er intern wie extern viel Zuspruch von bekommen. Dabei sei auch der Kontakt zu seinem neuen Arbeitgeber zustande gekommen.

Frank Behrendt will Junges jüngste Äußerungen nicht kommentieren. "Wir können versichern, dass wir uns mit Herrn Junge während der gesamten Dauer seiner Beschäftigung bei fischerAppelt in einem konstruktiven Dialog befunden haben", betont ein Sprecher der Agentur. Und fügt hinzu: "Die Beendigung des Arbeitsverhältnisses erfolgte aufgrund einer Arbeitnehmerkündigung."
 

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