Stephan Heimbach, seit Oktober 2007 Leiter Corporate Communications and Government Affairs bei Siemens, wird den Münchner Dax-Riesen Ende Februar verlassen. „Wir danken Herrn Heimbach für seinen Einsatz und die umsichtige Führung der Kommunikation bei Siemens und respektieren seinen Wunsch nach Veränderung. Herr Heimbach hat für das Unternehmen viel geleistet, besonders in der turbulenten Zeit des Wechsels und Wandels im Unternehmen. Für seine neuen beruflichen Ziele wünschen wir ihm viel Erfolg“, sagte CEO Joe Kaeser.
Wer Nachfolger des 54-Jährigen wird, ist noch nicht bekannt. Bemerkenswert: Vorübergehend werde Kaeser selbst Heimbachs Aufgaben übernehmen, teilte der Konzern mit. Heimbach stehe Kaeser übergangsweise noch beratend zur Verfügung, hieß es.
Heimbach sagte: „Nach rund neun Jahren intensivstem operativen Tagesgeschehen darunter kommunikativ herausfordernde Phasen für Siemens während der Compliance-Krise 2006/07 und des Führungswechsels 2013, möchte ich in den kommenden Jahren andere Schwerpunkte setzen. Dafür ist die Situation jetzt sehr günstig: Siemens ist auf ausgezeichnetem Weg. Deutschland bietet politisch und gesellschaftlich viele Anknüpfungspunkte. Wirtschaft, Unternehmen, Märkte und Technik auch.“
Heimbach deutete an, sich möglicherweise selbstständig zu machen: „Siemens bietet eine großartige Themenvielfalt und ist eine eindrucksvolle Plattform für jeden Kommunikator, daneben gibt es aber auch viele Routinen und Reflexe wie in jeder Großorganisation. Nach so vielen Jahren Kommunikationsmanagement möchte ich jetzt Freiraum für etwas Neues und mehr unternehmerische Selbständigkeit, bleibe Siemens und Herrn Kaeser aber eng verbunden!“
Heimbach gilt als versierter Strippenzieher und enger Vertrauter des mächtigen Siemens-Oberaufsehers Gerhard Cromme. Mancher in der Branche nennt ihn einen "Überlebenskünstler" in der widrigen und komplexen Großorganisation von Siemens. Vor etwa zweieinhalb Jahren schien Heimbach fast entmachtet:
Im Herbst 2013 sollte der gebürtige Kölner die Verantwortung für die externe Kommunikation an den damaligen Handelsblatt-Vize Michael Inacker abgeben und sich nur noch um die Politik kümmern. Aus dem Plan des damaligen Vorstandsvorsitzenden Peter Löscher wurde nichts. Der CEO schied im Sommer 2013 bei Siemens aus. Unter Löschers Nachfolger Joe Kaeser wurde an Heimbach als Kommunikations- und Politikchef festgehalten.
Inacker trat den Job gar nicht erst an, nahm seine Abfindung und
wechselte zur Berliner Agentur WMP Eurocom, wo er
Hans-Hermann Tiedje als Vorstandschef beerbte.
In Heimbachs Ära als Kommunikationschef wurde ein Newsroom aufgebaut, der branchenweit als Vorbild gilt. Zudem wurden die Kommunikationsabteilungen der geschäftsführenden Bereiche verschmolzen. Im Januar 2016 wurde die weltweite Kampagne "Ingenuity for life" im 200. Geburtsjahr des Firmengründers gestartet.
Heimbach gehört bei Siemens eigentlich zum Inventar. 1992 wechselte er aus dem Bundeskanzleramt nach München, wo er dem Technologieriesen insgesamt mehr als 20 Jahre lang in unterschiedlichen Kommunikationsfunktionen diente. Unterbrochen wurde seine Laufbahn bei Siemens nur von einer kurzen Station als Leiter des Zentralbereichs Kommunikation bei der Deutschen Bahn.
Autor: Daniel Neuen