Das Munich Digital Institute hat die deutsche Flüchtlings- und Einwanderungsdiskussion seit August 2014 unter die Lupe genommen und nach der Entwicklung der wichtigsten Themen, der Argumente von Parteien und Regierung, der Tonalität und Sachlichkeit sowie der Wirkung von Kampagnen ausgewertet.
In jüngster Zeit erkennen die Autoren der Analyse im Netz eine steigende Unterstützung für die Zuwanderung: Im August 2015 waren 51 Prozent der untersuchten Facebook-Kommentare unter medialen Angeboten als klar Pro-Zuwanderung zuzuordnen, schreiben sie. Im Jahresschnitt 2015 waren es bislang nur 36 Prozent. Die 4 Prozent als klar negativ eingestuften Kommentare lagen unter dem Jahresschnitt von 7 Prozent.
Den öffentlich sichtbaren Anteil vulgärer, aggressiver Kommentare stufen sie bei „konstant unter 10 Prozent“ ein, wobei sie gelöschte Kommentare nicht berücksichtigt haben. Die Summe aus sichtbaren neutralen, informellen und sachlichen Kommentaren liege somit durchweg über 90 Prozent, heißt es in der Analyse.
Die Rolle von Twitter und FacebookDie politischen Parteien kommunizieren der Analyse zufolge zuletzt verstärkt auf Twitter, Facebook spiele eine untergeordnete Rolle. Dabei überwiegen die Pro-Argumente in der Gesamtheit des politischen Spektrums, schreiben die Autoren. Das stärkste Einzelargument aber sei ein Contra-Argument, das besonders stark von der CSU, aber auch von CDU und AfD angeführt werde: Die Nicht-Aufnahme von Wirtschaftsflüchtlingen. Die CSU sei generell die Partei, die mit großem Abstand am meisten auf Twitter kommuniziere, sowohl mit Pro- als auch mit Contra-Argumenten. Die Bedeutung messen die Autoren quantitativ: „Welche herausragende Bedeutung Wirtschaftsflüchtlinge für die Argumentation CSU und AfD einnehmen, lässt sich auch daran erkennen, dass dieses Contra-Argument fünf mal häufiger angesprochen wird als das zweitwichtigste: dass die große Zahl an Flüchtlingen eine potenzielle ökonomische Gefahr für Deutschland darstellt.“
Digitale Unterstützer-Kampagnen haben eine große Wirkung, heißt es in der Analyse. Klar positive Äußerungen nehmen demnach im Social Web immer dann signifikant zu, wenn Kampagnen zur Unterstützung auffordern. Dabei erzielen Personen des öffentlichen Lebens eine besonders große Wirkung, schreiben die Autoren.
Beschimpfungen durch Unterstützer befeuern der Analyse zufolge vulgäre Diskussionen. Die Sprache unter dem
Joko & Klaas-Video auf Facebook sei wesentlich aggressiver gewesen als
unter dem Video von Anja Reschke.
Link zur Analyse des Munich Digital Institute
hds