Virtual Reality war das eindeutige Trend-Thema der Gamescom, wenngleich die Technologie nicht neu ist und bereits seit Jahren auf Entwicklermessen wie der Game Developers Conference präsent ist. Der erste Auftritt der Oculus Rift schon etliche Jahre her. Auch Valves und HTCs VR-Kooperation Hive und Sony Project Morpheus für die Playstation 4 hatten schon vorher Weltpremieren.
Die Konkurrenten der MesseDenn richtig trendy ist die europäische Leitmesse leider selten. Die Topthemen, wohin es geht in der Spielebranche, werden schon viel früher im Jahr auf der Casual Connect in Amsterdam (erste große Konferenz des Jahres) , der GDC in San Francisco (mit Abstand größte Branchen-Konferenz) oder der E3 (die US-Leitmesse in Los Angeles) gesetzt. Aber: vieles von diesen Fachbesucher-Events ist in Köln auch für Endkunden anspielbar. Und selbst bei Schlangen mit 2-3 Stunden Wartezeit und kuschlig warmen Hallen lockt das mehr als 300.000 Spieler an, viel mehr als die auch noch wachsenden Konkurrenzveranstaltungen Paris Games Week und Euro Gamer Expo zusammen.
Fachbesucher werden es immer noch jedes Jahr mehr, 33.200 Spieleindustrie-Schaffende stellten im perfekt klimatisierten Business-Bereich noch mehr neue Produkte vor, schlossen zusätzliche Verträge und netzwerkten natürlich auch von morgens bis abends und jede Nacht auf einer der vielen Partys oder Geschäftsessen. Noch mehr Aussteller aus noch mehr Ländern – insgesamt 806 Unternehmen (+14 Prozent) sorgen auch für noch mehr Termine und hoffentlich dann auch Erfolge. Auch wenn auf dieser Gamescom die neuen Konsolen von Sony und Microsoft hinsichtlich ihres Wachstums die Gewinner im Vergleich zu „free to play“ PC und mobilen Spielen für Smartphones und Tablets waren: die Bedeutung des europäischen Markts für Asien (vor allem China) und Russland wächst, die Geschäftsbeziehungen werden weiterhin noch internationaler. So waren dieses Jahr noch mehr Asiaten auf der Gamescom unterwegs und das obwohl die China Joy (größte Messe ebendort) erst die Woche davor stattfand.
Unglücklicher Termin
Ungünstig früh im August lag die Gamescom 2015 und das nur wegen der NRW-Schulferien. So nah an der E3, dass Sony die Pressekonferenz, den B2B Stand und die Party absagte, weil es seit der Messe in den USA in 1,5 Monaten zu wenig neues gegeben hätte. Südländer wie Franzosen, Italiener und Spanier waren wegen des Termins pikierter denn je, da machen sie normal lange Urlaub. PR-technisch ist das nicht ideal, weil dann weniger Presse aus diesen Ländern kommt, es klagten aber auch genügend Journalisten aus deutschsprachigen Regionen.
Egal war das den Vertretern der ganz neuen Medien: Noch einmal mehr YouTuber und Streamer als im vergangenen Jahr waren auf der Gamescom und glichen die Urlaubsverluste für deutsche PR-Abteilungen durchaus aus. Leitmedien wie die Süddeutsche brachten die Messe gar als Titelthema, die positiven Seiten des Gamings wurden fast überall hervor gehoben, die ARD/Eins Plus
veralberte einen tendenziösen RTL-Bericht aus den Vorjahren und sogar die Emma war vor Ort und berichtete fast neutral.
Die Gamescom wächst nicht mehr wirklich stark, außer bei der Vielfalt der Aussteller. Das ist aber eine leichte Stagnation auf Weltmarktführer-Niveau. Kleine Firmen finden zwar ihre Nischen, wir raten aber mittleren bis kleinen Kunden (mit weniger großen und hochaktuellen Themen) die Gamescom eher zu meiden, als zum Kern ihrer Kommunikationstrategie zu machen. Und wir lassen uns jeden Sommer die beste Biergarten-Zeit mit Kölsch versauen!
Dieter Marchsreiter ist CEO der Münchner Agentur
Marchsreiter Communications