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News / "Ich bin es leid, von ihm belästigt zu werden"
Hans-Hermann Tiedje, früher Chefredakteur von "Bild" und "Bunte", fühlt sich von "Stern"-Reporter Hans-Martin Tillack "belästigt". (Foto: Kai Bublitz)
07.08.2015   News
"Ich bin es leid, von ihm belästigt zu werden"
 
Nur noch geschwärzt darf das Buch "Die Lobby Republik" von "Stern"-Reporter Hans-Martin Tillack erscheinen. Mit einem schwarzen Marker hat der Verlag einen Halbsatz auf Seite 69 streichen müssen. Ein Erfolg für Hans-Hermann Tiedje: "Ich bin es leid, von ihm belästigt zu werden", sagt Tiedje gegenüber kress.de. Tiedje fühlt sich von Tillack "belästigt".

Journalistenkreise schätzen die Ausdauer von Investigativjournalisten, die sich teilweise jahrelang in ein einziges Thema beißen können. Dabei wird natürlich auch immer wieder darüber diskutiert, wie ein Kollege eine Information aufgreift und es umsetzt.

Hans-Hermann Tiedje kennt die Arbeit von Journalisten, er war Chefredakteur von "Bunte", von "Bild", hat gemeinsam mit Margarethe Schreinemakers die "NDR Talkshow" moderiert und für Thomas Gottschalk die Redaktion der "Late Night Show" geleitet. Bis Juni 2015 stand Tiedje, Jahrgang 1949, der Beratungsgesellschaft WMP EuroCom AG als Vorstandsvorsitzender vor, seit Juli 2015 führt er den Aufsichtsrat. Dem gehören noch weitere bekannte Unternehmer und Wirtschaftskapitäne an: Roland Berger zum Beispiel, Ehrenvorsitzender der Roland Berger Strategy Consultants, Eckhard Cordes, früher CEO von Metro und Franz Haniel, heute Vorsitzender des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft; der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking oder der Hamburger Unternehmer Ulrich Marseille. Vorsitzender des Vorstands ist heute Michael J. Inacker, Mitgründer der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und lange Zeit Mitglied der Chefredaktionen von "Wirtschaftswoche" und "Handelsblatt"; den WMP-Vorstand komplettieren Katrin Nahm und Klaus-Peter Schmidt-Deguelle.

Auseinandersetzung mit einem zähen Kämpfer

Wer sich mit Tiedje anlegen will, darf keinen Fehler machen, keine Schwäche zeigen, jedes Komma sollte sitzen. Im Gegensatz zu Prominenten, die am Ende dann vielleicht doch lieber darauf setzen, dass eine Falschmeldung vergessen wird, anstatt dass sie den Fehler mit Hilfe von teuren Fachanwälten vor Gericht ausfechten, ist Tiedje zäh und steigt auch dann noch in den Ring, wenn die Situation als eigentlich ausweglos erscheint.

Hans-Martin Tillack, beim "Stern" in Berlin für Investigative Recherche zuständig, so darf man es vielleicht formulieren, wird sich noch lange mit Hans-Hermann Tiedje beschäftigen können: "Ich bin jetzt Aufsichtsratsvorsitzender, ich brauche eine Altersbeschäftigung. Ich kümmere mich um Tillack", so Tiedje zu kress, der am Telefon betont, er habe Tillack noch nie gesehen.

Tiedje über Tillack: "Er nimmt sich zu wichtig"

Für Tiedje ist die Sache klar: "Er maßt sich eine Rolle zu, die ihm nicht zusteht. Er nimmt sich zu wichtig." "Stern"-Reporter Tillack sei kein Leyendecker (Hans, SZ-Investigativ-Chef), Mascolo (Georg, früherer "Spiegel"-Chefredakteur, heute Chef der Recherche-Einheit NDR, WDR und "SZ") oder Latsch (Gunther, Reporter beim "Spiegel"). Und Tiedje fügt hinzu: "Ich bin es leid, von ihm belästigt zu werden."

Bei dem Streit geht es vordergründig um ein Rechercheergebnis von Tillack, das der "Stern"-Reporter auch in seinem Buch "Die Lobby-Republik" nun nicht mehr verbreiten darf: "Wir haben mit WMP im März einen Vergleich geschlossen. Ich hatte geschrieben, dass Total ein Kunde von WMP sei, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass WMP einen Betreuer für ein Unternehmen beschäftigt, für das sie nicht arbeiten. WMP sagte, dass sie sich nur bemüht hätten, Total als Kunden zu gewinnen, was aber nicht gelungen sei", erklärt Hans-Martin Tillack gegenüber kress.de.

WMP, sagt Hans-Martin Tillack trocken, sei ansonsten gegen ihn vor Gericht gescheitert: "Eine Strafanzeige gegen mich wegen übler Nachrede wurde von der Berliner Staatsanwaltschaft nicht weiter verfolgt, und einen Antrag auf Ordnungsgeld beim Thema Total hat das Landgericht Hamburg erst im Juni abgelehnt."

Hans-Hermann Tiedje wird aber auch weiterhin zu den intensivsten Lesern von Tillacks Berichten gehören. Tiedje zu kress.de: "Alles, was er veröffentlicht, wird überprüft."

Bülend Ürük
 

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